Strategie gegen Gewalt? Hinschauen und handeln!

Das St. Joseph-Stift in Bremen hat ergänzend zum Arbeitsschutzausschuss mit der AG Sicherheit eine einheitliche Anlaufstelle für alle Mitarbeiter eingerichtet, die sich um sämtliche Fragen zu Bedrohungen und Übergriffen kümmert.

Datum:

10./13.07.2020

Ort:

Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen

Interviewpartner:

Jörg Ferber, Fachkraft für Arbeitssicherheit

Themenkategorie:

-

Maßnahme:

Strategie gegen Gewalt? Hinschauen und handeln!

Projektanlass

Im Krankenhaus St. Joseph-Stift in Bremen fühlten sich vor einiger Zeit Mitarbeiter während des Dienstes unsicher, vor allem aufgrund der Zunahme von Konfliktsituationen mit Patienten, Angehörigen und Besuchern und mehreren erfolgten Einbrüchen. Mit einem Projekt zur zugewandten Kommunikation wurden bereits wichtige Maßnahmen zusammengetragen und erste Schritte in die Wege geleitet, um Mitarbeitern in Brennpunktbereichen Hilfestellung für kritische Situationen zu geben. Die Geschäftsführung und Mitarbeiter des St. Joseph-Stift suchten jedoch nach einer systematischen und bereichsübergreifenden, umfassenden Lösung für die Prävention vor und den Umgang mit Gewalt und Aggressionen in ihrem Haus.

Projektumsetzung

Ergänzend zum Arbeitsschutzausschuss wurde die AG Sicherheit als einheitliche Anlaufstelle für alle Fragen zu Bedrohungen und Übergriffen eingerichtet. Die Handlungsfelder der Arbeitsgruppe reichen von der Bewusstseinsbildung über verschiedene Präventionsmaßnahmen bis zu Vorkehrungen für Akutsituationen und Regelungen für die Nachsorge. Dabei wurden technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen getroffen, welche sich gegenseitig ergänzen, unterschiedliche Klinikbereiche vernetzen und den Gesamtmaßnahmenplan im Haus bündeln und steuern. Die Arbeit an dem Thema ist als kontinuierlicher Prozess angelegt, da immer wieder auf aktuelle Änderungen in Abläufen und Organisation oder auf neue Erkenntnisse reagiert werden soll.

Die AG Sicherheit hat bisher rund 40 Maßnahmen beschrieben, von denen 33 bereits umgesetzt wurden. Der Maßnahmenplan wird jedoch fortlaufend angepasst und erweitert. Unter den umgesetzten Maßnahmen befindet sich beispielsweise die Einführung eines internen Unfallmeldebogens, der speziell auch Übergriffe und Bedrohungen sowie Beinaheunfälle im Kontext von Gewalt und Aggression erfasst. Dieser Meldebogen schafft die Basis für präventive Maßnahmen sowie zeitnahe Hilfe und auch langfristige Nachsorge für die Betroffenen.

Von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege BGW sowie der örtlichen Polizei wurden inhaltliche Unterstützung in Form von Handlungshilfen und Beratungen beispielsweise zum Umgang mit größeren Gruppen in Anspruch genommen. Ebenso wurde für den Ernstfall eine direkte Notrufalarmierung (Notrufknopf) zur Polizei geschaltet.

Parallel wurde für das St. Joseph-Stift mit der Einführung eines Umgangskodex mit insgesamt 13 Themenfeldern der gewünschte Umgang unter den Mitarbeitern sowie mit Patienten, Angehörigen und Besuchern geregelt. Eine mit juristischer Unterstützung überarbeitete Hausordnung dient den Beschäftigten zudem als sichere Grundlage für ihr Handeln. Dadurch ist jeder Mitarbeiter beispielsweise explizit befugt, bei gravierenden Störungen des betrieblichen Ablaufs Hausverweise zu erteilen.

Weitere Festlegungen in Handlungsanleitungen, Ablaufplänen und Formularen vermitteln allen Beteiligten eindeutige Ansprechpartner, Zuständigkeiten und Befugnisse.

Eine allgemeine Reduktion der Gefährdung oder sogar einen kompletten Ausschluss konnte in einigen Bereichen durch bauliche und technische Maßnahmen erreicht werden. Hierzu zählen z.B. eine Zutrittsbegrenzung durch den Austausch und/oder die zusätzliche Sicherung der Außentüren mit elektronischen zeitgesteuerten Schlössern oder die Installation von Kameras genauso wie die Anpassung des internen Alarmierungsprozesses durch die Installation von Notrufschaltungen zu Nachbarstationen oder der Polizei. Auch der zielgerichtete Einsatz des Sicherheitsdienstes wurde optimiert, in 2020 wurden die Einsatzzeiten zudem erheblich erweitert.

Ein weiterer wichtiger Baustein des Maßnahmenpakets stellt der Aufbau von Know-how zum deeskalierenden Verhalten sowie zu körperlichen Abwehr- und Befreiungstechniken im Haus dar. Mitarbeiter in besonders gefährdeten Bereichen (Hauptbetroffene sind Pflegende) erhielten ein zweitätiges Seminar zur Deeskalation und zum Umgang mit bedrohlichem Verhalten. Parallel werden über die innerbetriebliche Fortbildung schon lange Kommunikationsschulungen und Seminare zu vielfältigen Aspekten von herausfordernden beruflichen Situationen angeboten, Trainings und Schulungen zur Deeskalation wurden zunächst durch externe Einrichtungen durchgeführt, mittlerweile wurden jedoch zwei Klinikmitarbeiter zu Deeskalationstrainern ausgebildet, welche die Schulungen seitdem intern übernommen haben. Das hat Vorteile: so kann z.B. verstärkt auf hausspezifische Themen, Fragestellungen und Abläufe eingegangen werden, z.B. auf den konkreten Umgang mit aufgeladenen Gruppensituationen. Zudem können Ideen und Vorschläge der Teilnehmenden über die Deeskalationstrainer direkt in die Arbeit der AG Sicherheit einfließen.

Abschließend betreibt die AG Sicherheit zur allgemeinen Aufklärung der Mitarbeiter und Kollegen im Haus eine offensive Information über sämtliche Maßnahmen und Angebote. Hier kommen unterschiedliche Kanäle zum Einsatz wie beispielsweise Broschüren, Poster, Postkarten, das Intranet, monatliche „Mailticker“, ein ausführliches Handbuch zum Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie kontinuierliche persönliche Kommunikation in allen Leitungsrunden der Klinik.

Projektbeurteilung

Seit Gründung der AG Sicherheit hat sich das Bewusstsein der Mitarbeiter und der Führungskräfte für Bedrohungen der eigenen Sicherheit deutlich verbessert. Die Bündelung und Vernetzung des Themas Gewalt und Aggression aus unterschiedlichen Bereichen sowie möglichst einheitliche Lösungswege zu finden, ist den Mitgliedern gelungen. Insgesamt wurden wichtige zentrale Ansprechpartner, Prozesse, Abläufe und Kommunikationswege festgelegt. Durch die Deeskalationsstrategien, den Umgangskodex und die juristisch abgesicherte Hausordnung haben die Mitarbeiter zudem einen guten Handlungsrahmen bekommen.

Zukünftig stehen in der Planung weitere bauliche Maßnahmen wie z.B. zusätzliche schlüssellose Zutrittskontrollen mittels Karten sowie eine evtl. Ausbildung von hausinternen „Psychischen Ersthelfern“, die Betroffene unmittelbar nach Akutsituationen auf kollegialer Ebene unterstützen.

Wichtig ist aber vor allem bei dem Thema Gewalt und Aggression ein dauerhaftes Engagement in der Einrichtung zu zeigen. Umfassende Lösungen können meist nur durch ein systematisches Vorgehen erreicht werden und dies kann nicht von einer Person allein getragen werden. Die Einbindung von Schnittstellen, unterschiedlichen Bereichen und Mitarbeitern benötigt aber häufig Zeit.

Name der Einrichtung
AnschriftKrankenhaus St. Joseph-Stift GmbH
Schwachhauser Heerstraße 54
28209 Bremen
GeschäftsführungDipl.-Kfm.
Torsten Jarchow
Ärztlicher Direktor
Dr. med. Thomas Brabant
Pflegedirektorin
Antje Eekhoff
Websitehttps://www.sjs-bremen.de/startseite.html
Ansprechpartner der MaßnahmeFachkraft für Arbeitssicherheit: Jörg Ferber
E-Mail: jferber@sjs-bremen.de
Struktur- und Leistungsdaten – Kennzahlen 2019
Planbetten456
Vollstationäre Fälle21.973
Ärztinnen / Ärzte insgesamt (außer Belegärzte)157
Gesundheits- und Krankenpfleger / -innen240
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger / -innen13
Altenpfleger / -innen7
Projektmotivation / -vorbereitung

Ausgangslage

  • Aus Sicht des Arbeitsschutzes gab es immer wieder Berührungen mit dem Thema „Sicherheit und Bedrohungen der Mitarbeiter“ – bis zum Jahr 2015 wurde das Thema aber nicht strukturiert angegangen
  • Mit einem Projekt zur zugewandten Kommunikation wurden bereits wichtige Schritte in die Wege geleitet (Hinweise auf Verbesserungspotenzial)
  • In den Jahren 2014/15 gab es zusätzliche Herausforderungen hinsichtlich der interkulturellen Kommunikation. Daneben wurde eine allgemein gestiegene Anspruchshaltung von Patienten wahrgenommen.
  • Weiterhin gab es im St. Joseph-Stift eine Zunahme von Einbrüchen und weiteren sicherheitsrelevanten Vorfällen.
  • Viele unterschiedliche Akteure im Haus hatten sich mit einzelnen Problemen befasst (z.B. die Leitung der Patientenaufnahme oder das QM), jedoch beschloss man aufgrund der Problemhäufung zu dieser Zeit, sich verstärkt und vor allem strukturiert den Themen zu widmen. Hierfür wurde die „AG Sicherheit“ gegründet.

Am Projekt beteiligte Berufsgruppen/Personen

  • Mitglieder der AG Sicherheit: Kaufmännischer Direktor, Stabsstelle Projektmanagement, Qualitätsmanagement (mit Beschwerdemanagement), Fachkraft für Arbeitssicherheit, Leitung Notaufnahme, Leitung administrative Aufnahme, stellvertretende Leitung Intensivstation, Mitarbeitervertretung, seit 2019 auch Deeskalationstrainer (zwei Mitarbeiter, intern)

Externe Projektförderung und Kooperationen

  • Keine (finanziell)
  • Inhaltliche Unterstützung durch BGW (Handlungshilfen, Beratung, Schulung) und die Polizei (Präventionsstelle)
Projektumsetzung

Projektziele

  • Vernetzung schaffen
    • Das Thema Gewalt und Aggression taucht meist an verschiedenen Stellen im Betrieb auf (z.B. QM/Beschwerdemanagement, betriebliches Vorschlagswesen, Unfallmeldungen, Bereichsleitungen). Hier sollten eine sinnvolle Vernetzung und einheitliche Anlaufstelle geschaffen werden.
  • Einheitliche Zuständigkeit (AG Sicherheit) im Haus vorhalten, deren Kontaktmöglichkeiten allen Mitarbeitern bekannt ist. Sichtbarmachung der Anlaufstelle für alle Mitarbeiter im Haus.
  • Bündelung einzelner Aktivitäten und zielgerichtete Steuerung
  • Vorbereitung und Beschleunigung von Entscheidungen, Maßnahmen und Prozessen

Eingeführte Maßnahmen

Einrichtung der Arbeitsgruppe AG Sicherheit mit eigener Geschäftsordnung (monatliche Treffen), ergänzend zum Arbeitsschutzausschuss:

  • Bestandsaufnahme der wichtigsten Themenfelder
  • Maßnahmenplan erstellt und priorisiert. Handlungsplan wird „abgearbeitet“, Gesamtprozess durch Maßnahmenverfolgung überwacht
  • Handlungsfelder reichen von der Bewusstseinsbildung über verschiedene Präventionsmaßnahmen bis zu Vorkehrungen für den akuten Fall und ggf. Nachsorge bei Vorfällen
  • 40 Maßnahmen beschrieben (Liste wird ständig erweitert), davon bereits 33 umgesetzt (zum Beispiel):
    • Einrichtung eines Erfassungssystems (Unfallmeldebogen)
      • Einführung eines internen Unfallmeldebogens, der speziell auch Übergriffe und Bedrohungen sowie Beinaheunfälle im Kontext von Gewalt und Aggression erfasst. Meldebogen schafft die Basis für präventive Maßnahmen sowie zeitnahe Hilfe und langfristige Nachsorge für die Betroffenen. Parallel werden auch die Einsätze des Sicherheitsdienstes und andere Meldungen ausgewertet.
      • Hausinterne Unterstützungsangebote sowie Angebote durch die BGW: Betriebsärztin führt bei erheblichen Vorfällen ein persönliches Gespräch mit den Betroffenen und bietet Unterstützung an, weitere Unterstützung durch hausinternen Psychologischen Dienst, Seelsorge oder externe therapeutische Angebote (über BGW) möglich.
      • Statistik des Meldebogens: Übergriffe und Bedrohungen (körperlich, verbal, andere Formen) werden regelmäßig analysiert und nachbesprochen; Diebstähle und Vandalismus etc. werden u.a. über den Sicherheitsdienst gemeldet und in die AG Sicherheit eingebracht.
    • Einholen von inhaltlicher Unterstützung durch Experten (Berufsgenossenschaft und Polizei)
      • Handlungshilfen und Beratung, z.B. über den Umgang mit größeren Gruppen
      • Installation eines Notrufknopfes zur Polizei
    • Parallel wurde die Entwicklung eines Umgangskodex für das St. Joseph-Stift durch eine weitere AG im Auftrag der Direktion abgeschlossen und dieser eingeführt. Mit 13 Themenfeldern wird hierin der Umgang aller Mitarbeitenden untereinander beschrieben - und dadurch auch mit Patienten, Angehörigen oder Besuchern.
    • Klare Regelung von Verantwortlichkeiten und Abläufen
      • Hausordnung mit juristischer Unterstützung überarbeitet für rechtlich sichere Regelung als Grundlage für das Handeln: z.B. Telefonieren, Abhängen von Kreuzen, Verhalten gegenüber Frauen)
      • Regelung klarer Zuständigkeiten und Befugnisse in Ablaufplänen, Handlungsanleitungen und Formularen: z.B. jeder Mitarbeiter ist explizit befugt, Hausverweise zu erteilen, wenn der Ablauf des Betriebes gestört ist (bei Patienten klärt ein Arzt zusätzlich ab, ob dies zu dem gegebenen Zeitpunkt medizinisch vertretbar ist). Durch Dokumentationsbogen wird die Geschäftsführung darüber informiert und überprüft (auf Anfrage), ob zusätzlich ein Hausverbot ausgesprochen wird.
      • Absprache bereichsspezifischer Regelungen z.B. für Geburtshilfe oder Geriatrie: z.B. Codewörter für drohende Gewalt, Umgang mit großen Gruppen etc.
    • Offensive Information der Mitarbeiter im Haus über sämtliche Maßnahmen und Angebote
      • Broschüre, Poster, Postkarten der AG Umgangskodex
      • Beschreibung aller Abläufe, Meldungen, Prozesse im QM-System (z.B. Was mache ich im Notfall? Wie und wo erhalte ich eine Nachsorge?)
      • Regelmäßige „Mailticker“ der AG Sicherheit an alle Mitarbeiter
      • Handbuch Arbeits- und Gesundheitsschutz im Intranet sowie in Papierform in jedem Bereich / auf jeder Station (zählt auch zu den allgemeinen Einarbeitungsunterlagen für neue Klinikmitarbeiter)
      • Kontinuierliche persönliche Kommunikation der AG Sicherheit in alle Leitungsrunden des Hauses
    • Ausschluss oder Reduktion der Gefährdung durch bauliche und technische Maßnahmen
      • Begrenzung des Zutritts zum Haus durch Austausch und/oder Sicherung der Außentüren mit elektronischen, zeitgesteuerten Schlössern, Ersetzen der Türklinken durch Knäufe, Installation von Kameras
      • Einführung eines Kartensystems für die Aufzugsteuerung (in Teilbereichen)
      • Installation von Notrufschaltungen der Telefone; Interne Alarmierungsprozesse angepasst (Alarmierung der Nachbarstation, stiller Alarm zur Polizei über allgemeine Aufnahme - 24/7 besetzt)
      • Regelmäßige Begehungen aller Bereiche, auch der Außenbereiche (auch nachts), um Gegebenheiten vor Ort zu beurteilen
    • Organisatorische Überprüfung und Anpassung der Zeiten und Tätigkeiten des Sicherheitsdienstes
    • Aufbau von Know-how zum deeskalierenden Verhalten sowie zu körperlichen Abwehr- und Befreiungstechniken (Hauptbetroffene: Pflegende)
      • Schulungen zunächst extern; danach wurden zwei Mitarbeiter zu Deeskalationstrainern (Fachkraft für Arbeitssicherheit, hauptamtliche Notfalltrainerin) ausgebildet
      • 2 aufeinander aufbauende Tagesseminare zur Deeskalation und zum Umgang mit bedrohlichem Verhalten, insbesondere für Mitarbeiter in den besonders gefährdeten Bereichen, z.B. Aufnahme und Notfallaufnahme, Geriatrie, Entbindungsbereich, Intensivstation. Kurzschulungen integriert in Pflichtveranstaltungen für die Funktionsdienste und als Stationsschulungen.
      • Kommunikationsschulungen für Ärzte;
      • Geplant ist auch ein Training von Befreiungs- und Interventionstechniken
      • Handlungsempfehlungen (FAQs) für Mitarbeiter im Umgang mit typischen Situationen und Fragestellungen im Zusammenhang mit herausforderndem Verhalten
Projektbeurteilung

Maßnahmen zur Evaluation und Ergebnisse

  • Kontinuierliche Evaluation aller Einzelmaßnahmen bis zum Abschluss; Festhalten des Umsetzungsstandes und Kontrolle; Langzeitüberprüfung vieler Maßnahmen integriert als Teil des Qualitätsmanagements (regelmäßige interne Audits bei ISO-Zertifizierung)
  • Verbesserte Fallerfassung, dadurch schnellere Reaktion und bessere Steuerung auch inklusive Nachsorge möglich
  • Wendung zur Coronazeit: Durch die Kontaktsperre gab es insgesamt weniger Vorfälle im Haus, jedoch viel mehr Vorfälle an den Kontaktstellen (z.B. Einlassstellen). Mitarbeiter aus Aufnahme und Pflege wurden zur zusätzlichen Unterstützung an Kontaktstellen herangezogen (Information über Kontaktsperre, Maskenpflicht etc.), später wurde dort auch neu eingestelltes Personal eingesetzt. Die Einsatzzeiten des Sicherheitsdienstes wurden auf 22 h / Tag an 7 Tagen die Woche ausgeweitet.

Rückblickend besonders erfolgreich/gelungen

  • Das Bewusstsein der Mitarbeiter für Bedrohungen der eigenen Sicherheit hat sich deutlich verbessert
  • Die Bündelung des Themas Gewalt und Aggression von unterschiedlichen Seiten und Bereichen sowie möglichst einheitliche Lösungswege zu finden, ist gelungen. Dadurch haben sich unterschiedliche Bereiche im Haus gut vernetzt und arbeiten jetzt eng zusammen (z.B. QM / Beschwerdemanagement, CIRS, (Notfall)Aufnahme, Projektmanagement, Geburtsabteilung).
  • Wichtige zentrale Prozesse und Abläufe wurden festgelegt (z.B. Ablaufbeschreibung einer Akutsituation, Prozessbeschreibung der Nachsorgemöglichkeiten und Meldungen) und dadurch auch klare Kommunikationswege.
  • Durch die Deeskalationsstrategien, den Umgangskodex und die (rechtssichere) Hausordnung haben die Mitarbeiter einen guten Handlungsrahmen bekommen.
  • Rahmenbedingungen für die Notaufnahme, die allgemeine Aufnahme sowie die im Haus ansässige Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung wurden verbessert (z.B. Interne Alarmierungsprozesse, Zusammenarbeit mit der Polizei und Berufsgenossenschaft)

Zukünftige Planungen

  • Zukünftig wird eine Ausbildung von „Psychischen Ersthelfern“ geplant: Mitarbeiter, die sich im Ernstfall auf kollegialer Ebene um betroffene Kollegen kümmern (z.B. Was braucht der Betroffene zu diesem Zeitpunkt z.B. einen Arzt oder weitere psychologische Unterstützung etc.? Wie kommt der Betroffene nach Hause?)
  • In der Planung stehen zudem weitere bauliche Maßnahmen wie z.B. zusätzliche schlüssellose Zutrittskontrollen mittels Karten oder bessere Sicherungen weiterer Zugänge zu Kellern und Nebenbereichen
  • Als weiteres Arbeitsfeld wird noch die frühzeitigere und umfassendere Einbindung der Berufsgruppe der Ärzte betrachtet
  • Für die Zukunft wäre es zudem wünschenswert, mehr und häufiger Zugang zu den Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes zu haben
  • Wichtig ist aber vor allem bei dem Thema ein dauerhaftes Engagement zu zeigen: ein systematisches Vorgehen kann niemals von einer Person allein getragen werden – und die Einbindung von Schnittstellen benötigt häufig Zeit