Flexibles Arbeiten im Klinikum Nette-Gut

Das Klinikum Nette-Gut bietet seinen Beschäftigten unterschiedliche Arbeitsmodelle, um Familien- oder Freizeitaktivitäten besser mit dem Beruf zu vereinbaren.

Datum:

13.05.2024

Ort:

Klinik Nette-Gut für Forensische Psychiatrie an der Rhein-Mosel Fachklinik Andernach

Interviewpartner:

Andreas Emmerich

Themenkategorie:

Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf

Maßnahme:

Flexibles Arbeiten im Klinikum Nette-Gut

Projektanlass

Die Klinik Nette-Gut will auf den langjährigen Wunsch der Mitarbeiter:innen nach einem neuen Arbeitszeitmodell eingehen und die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter:innen steigern.

 

Projektumsetzung

Zur individuellen Erholung und zur besseren Vereinbarung von Familien- oder Freizeitaktivitäten mit dem Beruf kann seit 2016 zum Beginn eines jeden Jahres von den Mitarbeiter:innen eine 4,13-Tage-Woche mit 38,5 Stunden oder eine 5-Tage-Woche mit gleicher Stundenanzahl gewählt werden. Die individuelle Ausgestaltung samt vierzehntägigen Wochenenddiensten wird jeweils im Rahmendienstplan festgehalten, welcher immer für 8 Wochen erstellt wird.

Projektbeurteilung

Insgesamt hat das neue Arbeitszeitmodell eine große positive Auswirkung auf die Arbeitsabläufe und ermöglicht den Mitarbeiter:innen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Wahrnehmung des Klinikums in der Öffentlichkeit und bei den Beschäftigten hat sich verändert, und insbesondere das flexible Arbeiten wirkt sich positiv auf die Bewerbung von neuen Mitarbeiter:innen aus.

Daten zum Modell

Datum:

13.05.2024

Ort:

Klinik Nette-Gut für Forensische Psychiatrie an der Rhein-Mosel Fachklinik Andernach

Interviewpartner:

Andreas Emmerich

Themenkategorie:

Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf

Maßnahme:

Flexibles Arbeiten im Klinikum Nette-Gut

Name der Einrichtung

Anschrift

Klinik Nette-Gut für Forensische Psychiatrie, Landeskrankenhaus Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach

Am-Nette-Gut 2

56575 Weißenthurm

 

Hauptgeschäftsführer:  

Geschäftsführer: Dr. Alexander Wilhelm

Pflegedirektor: Andreas Emmerich

Website

https://www.landeskrankenhaus.de/klinik-nette-gut

Ansprechpartner der Maßnahme

Pflegedirektor Andreas Emmerich

(Tel.: 02637/911- 3010 / E-Mail: a.emmerich@kng.landeskrankenhaus.de)

Struktur- und Leistungsdaten

Anzahl der Betten im gesamten Krankenhaus

Anzahl Betten:

390 Betten

Ärzt:innen

Ärzt:innen insgesamt (außer Belegärzt:innen):

21 Vollkräfte

Pflegepersonal

Gesundheits- und Krankenpfleger:innen:

350 Vollkräfte

Projektmotivation / -vorbereitung

Ausgangslage

  • Das Angebot der Wahlmöglichkeit für eine 4- bzw. 5-Tage-Woche ist eine Reaktion des Klinikums auf den Wunsch der ca. 360 Beschäftigten in der Pflege.
  • Das Klinikum Nette-Gut will damit die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter:innen steigern und ihnen individuelle Wege aufzeigen, Beruf und Familie miteinander zu vereinen.
  • Zudem kämpft die Psychiatrie damit, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben und möchte mit dem Arbeitszeitmodell ein besseres Angebot bei der Mitarbeitergewinnung schaffen. 

Am Projekt beteiligte Berufsgruppen/Personen

  • Geschäftsführung, Pflegedirektion und Vertretung, Mitarbeitervertretung, Personalabteilung, Gesamtpersonalrat des Landeskrankenhauses, Pflegedienstleitung
    • Arbeitsrechtliche, tarifrechtliche, steuerrechtliche Prüfung der Modelle durch Anwalt  

Externe Projektförderung und Kooperationen

  • keine
Projektumsetzung

Ziele

  • Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber
  • Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit
  • Personalbindung (insbesondere in der Pflege) und Gewinnung von neuem Personal

Projektdauer

  • Einführung der neuen Arbeitsmodelle seit 2016

Eingeführte Maßnahmen

  • Flexible Arbeitszeiten
  • Mitarbeitende in der Pflege können zu Beginn eines jeden Jahres selbst bestimmen, in welchem Arbeitszeitmodell sie arbeiten möchten. In wichtigen Einzelfällen kann das Modell auch im laufenden Jahr angepasst werden.  
  • Wahlmöglichkeit besteht aus einer 4,13-Tage-Woche mit 38,5 Stunden mit folgenden Dienstzeiten:

– Frühdienst: 06:25 Uhr – 16:30 Uhr

– Spätdienst: 11:10 Uhr – 21:15 Uhr

– Nachtdienst: 20:45 Uhr – 06:50 Uhr

  • Die 5-Tage-Woche mit 38,5 Stunden hat folgende Dienstzeiten:

– Frühdienst:  06:25 Uhr – 14:25 Uhr in der Woche,

                       06:25 Uhr – 15:25 Uhr am Wochenende,

– Spätdienst: 13:15 Uhr – 21:15 Uhr in der Woche,

                       12:15 Uhr – 21:00 Uhr am Wochenende

– Nachtdienst: 20:50 Uhr – 06:50 Uhr

  • Dienstpläne werden für 8 Wochen erstellt.

Umsetzung des Modells:

  • 2015 setzte sich eine Projektgruppe zusammen und erarbeitete das Arbeitsmodell der 4,13-Tage-Woche mit 38,5 Stunden.
  • In der Anfangsphase war der Planungsaufwand hoch, mittlerweile ist dies eingespielt.
  • Stationsleitung muss bei der Planung die individuellen Arbeitszeitmodelle der Mitarbeitenden, und daraus resultierend die unterschiedlichen Urlaubsansprüche, einbeziehen.
  • Rahmendienstpläne werden für 8 Wochen erstellt, individuelle Tauschwünsche werden berücksichtigt.
  • Rahmendienstplan sieht vor, jedes zweite Wochenende zu arbeiten. Dies sichert die Monatsplanung.
  • Nachtdienste sind immer 10 Stunden lang.
  • Arbeitszeitmodelle sind in einer Dienstvereinbarung geregelt.
  • Arbeitsabläufe wurden in der Projektlaufzeit neu ausgerichtet und umorganisiert, um den Vorteil aus den 10-Stunden-Schichten der 4,13-Tage-Woche zu ziehen.
  • Insbesondere die Mittagszeiten, in der viele Mitarbeitende parallel vor Ort sind, müssen gut organisiert werden.
  • Ein Drittel der ca. 360 Mitarbeitenden nimmt die 4,13 Tage in Anspruch.
  • Bei 16 Stationen sind es auszugsweise 4 Stationen, deren Belegschaft zur Hälfte die 4,13-Tage-Woche und die andere Hälfte die 5-Tage-Woche in Anspruch nimmt.

 

Übernahme in die Regelversorgung

  • Ja
Projektbeurteilung
  • Mitarbeitende bewerben sich beim Klinikum, obwohl sie zu der Zeit noch kein konkretes Interesse an einem Modell haben: Durch die Modelle entsteht eine Entscheidungsmöglichkeit, welche bei der Mitarbeitergewinnung vorteilhafte Aufmerksamkeit erhält.
  • Anfängliche Ängste der Mitarbeitenden/Stationsleitung, dass ein Tag in der Woche „fehlt“ oder der Dienstplan nicht ausgefüllt wird, konnten nicht bestätigt werden.
  • Es kann durch die langen Schichten in der 4,13-Tage-Woche besser multiprofessionell gearbeitet werden.
  • Die individuelle Patientenbetreuung in der Bezugspflege ist stetiger und planbarer. Somit werden auch Patientenbegleitungen und Einkaufserledigung durch denselben Mitarbeitenden möglich.
  • Neben dem Baustein der 4,13-Tage-Woche haben sich außerdem mehr individuelle Arbeitszeitreduktionen aufgrund privater Verbindlichkeiten ergeben.
  • Insgesamt hat das Modell eine große Außenwirkung mit viel positiver Rückmeldung.

Rückblickend als besonders erfolgreich betrachtet

  • Veränderung der Wahrnehmung des Klinikums in der Mitarbeitergewinnung und bei den eigenen Beschäftigten.
  • Neue Arbeitsmodelle und das flexible Arbeiten schaffen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
  • Mehr Dienstplansicherheit
  • Patientensicherheit gestärkt, da höhere Verlässlichkeit in der Bezugspflege. Dadurch werden lange Betreuungsaufgaben besser möglich (z.B. Einkaufstrainings, Vorbereitung bei Verlassen der Klinik, Betreuung von Patientenkochgruppen).
  • Betreuungswechsel bei Patient:innen geringer, da Mitarbeitende bei einer 4,13-Tage-Woche 10 Stunden am Tag vor Ort sind, dadurch weniger Beziehungsabbrüche zwischen Patient:innen und Betreuer:innen.
  • Weniger Informationsverlust durch mehr Zeit in der Bezugspflege.
  • Innerhalb des Teams lassen sich besser Teamsupervisionen und Fortbildungen planen.
  • 4,13Tage-Woche ist ein Baustein in der Arbeitsorganisation, welcher ermöglicht, dass auch bei anderen Mitarbeitenden wiederum kürzere Dienste (z.B. für Alleinerziehende) möglich werden.

Rückblickend als weniger erfolgreich betrachtet

  • Mitarbeitende aus Arbeitsbereichen mit hohen körperlichen Belastungen nehmen die 4,13-Tage-Woche weniger in Anspruch.
  • Die geschlossene Aufnahmestation zeigt sich auch weniger erfolgreich für die 4,13-Tage-Woche, da die langen 10 Schichten von den Mitarbeitenden zu anstrengend empfunden werden.

„Allein die Möglichkeit und die Freiheit der Mitarbeitenden, zwischen 2 Arbeitszeit-modellen zu wählen, kommt sehr gut an.“