Vereinbarkeit Familie & Beruf

Das Klinikum Nürnberg möchte seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ihre Familien bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen und sie nach ihrer Elternzeit oder Beurlaubung als Arbeitskräfte ans Klinikum zurückgewinnen. Der Wiedereinstieg in das Arbeitsleben sollte dabei so attraktiv und problemlos wie möglich gestaltet sein. Dazu hält das Klinikum eine Reihe von Angeboten bereit.

Datum:

24.06.2014

Ort:

Klinikum Nürnberg

Interviewpartner:

Manfred Rupp, Personalmanagement

Themenkategorie:

„Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf“

Maßnahme:

Vereinbarkeit Familie & Beruf

Projektanlass
Mit seinen ca. 6000 Beschäftigten und ca. 400 Auszubildenden muss das Klinikum Nürnberg als Arbeitgeber auf dem Personalmarkt mit anderen Wettbewerbern um leistungsfähige und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konkurrieren und gleichzeitig Motivation und Leistungsfähigkeit der vorhandenen Beschäftigten erhalten und fördern. Eine sich abzeichnende Personalknappheit, vor allem in den Berufsgruppen Medizin, Pflege und Informatik/Datenverarbeitung, verschärft den Handlungsdruck und fordert jenseits monetärer Anreize, Konzepte, die im Sinne einer machbaren Arbeits- und Lebensbalance die Attraktivität der Arbeitgebermarke Klinikum Nürnberg steigern. Eine der Herausforderungen ist hier insbesondere die Lebensphase der Familiengründung. Prioritäten verschieben sich, Beruf und Karriere stehen während dieser Zeit nicht zwangsläufig an erster Stelle. Damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Phase erleben können, ohne das Gefühl zu haben, im Job „abgehängt“ zu werden, hat das Klinikum Nürnberg seit dem Jahr 2011 eine Vielzahl neuer Bausteine ins Leben gerufen und zusammen mit bewährten Unterstützungsmaßnahmen im Gesamtkonzept „Vereinbarkeit Familie & Beruf“ zusammengefasst.

Projektumsetzung
Zu Beginn der Aktivitäten wurden bereits im Klinikum Nürnberg vorhandene Tools für Mitarbeiterbindung und Wiedereingliederungsmaßnahmen gesammelt und evaluiert. Nach einer anschließenden Bedarfserhebung mittels Zielgruppen-Workshops inklusive Interviews von Betroffenen zum Thema Wiedereingliederung wurden ergänzende Maßnahmen entwickelt und ins Leben gerufen.

Unter diesen Maßnahmen befindet sich das „Planungsgespräch“, bei dem Vorgesetzte spätestens vier Wochen vor Beginn der Mutterschutzfrist die gemeinsame Planung der nächsten Jahre, wenn sinnvoll bis hin zum Eintritt des Kindes in die Kinderkrippe, den Kindergarten oder die Schule anbieten. Dabei soll festgelegt werden, welche Jahre für Beurlaubung, Teilzeit oder Vollzeit eingeplant werden und welche familienunterstützenden Maßnahmen durch das Klinikum voraussichtlich benötigt werden. Vorgesetzte und Beschäftigte werden dabei auf Wunsch durch das Personalmanagement unterstützt. Dies dient zur Orientierung für beide Seiten, ist jedoch bei Bedarf während dieser Zeit noch veränderbar.

Während der Elternzeit/Beurlaubung wird durch das Angebot von Kontakthaltegesprächen mit dem Vorgesetzten oder durch ein Patenprogramm sowie einen jährlich angebotenen „Rückkehrerinnentag“ sichergestellt, dass jede Mitabeiterin und jeder Mitarbeiter weiterhin über ihre/seine Klinik bzw. Abteilung informiert bleibt.

Darüber hinaus wird das Angebot von unterschiedlichen Teilzeitmodellen zur Erleichterung des Wiedereinstiegs gemacht. Ziel ist es, dass jede Klinik, jedes Institut und jede Abteilung ein mit der Personalvertretung, dem Gleichstellungsbeauftragten und dem Personalmanagement abgestimmtes, mitarbeiterorientiertes Teilzeitkonzept auflegt, in dem transparent dargelegt ist, nach welchen Rahmenvorgaben in Teilzeit und nach welchen Teilzeitmodellen in der Regel gearbeitet werden kann.

Kernbestandteil der familienunterstützenden Maßnahmen sind die Kinderbetreuungseinrichtungen mit Kinderkrippe und Kindergarten, die das Klinikum Nürnberg mit seinem Partner Schaukel e.V. an den beiden Hauptstandorten im Norden und Süden Nürnbergs aufgebaut hat. Die  „Schaukel Kinderbetreuung e.V.“ betreibt mittlerweile an jedem der Hauptstandorte im Norden und im Süden eine Kindertagesstätte. In ihren Einrichtungen stellt die „Schaukel Kinderbetreuung e.V.“ damit insgesamt 134 Betreuungsplätze zur Verfügung. Diese Einrichtungen stehen allen Nürnbergern Kindern offen und erfreuen sich – wie die Wartelisten belegen - großer Beliebtheit. Mädchen und Jungen werden im Alter von 8 Wochen bis zur Einschulung betreut, von 06.00 bis 20.00 Uhr, auch während der Ferien. Ein besonderes Merkmal dieser Einrichtungen ist die altersübergreifende Betreuung der Kinder nach einem darauf abgestimmten teiloffenen Konzept, in dem die Kinder jeweils das ganze Haus zur Verfügung haben und in gewissen Zeiten selbst entscheiden, wo, wann und wie sie ihre Zeit gestalten.

Seit 2013 gibt es auch Unterstützung bei unvorhergesehenem Betreuungs-Bedarf. Dabei profitieren die Mitarbeitenden von der Kooperation mit dem PME-Familienservice, einem bundesweit aufgestellten Anbieter. Die Vermittlungsleistungen dieses Anbieters können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen, um auch kurzfristig passgenaue Betreuungslösungen für ihre Kinder zu finden. Die Kosten für die Vermittlung übernimmt das Klinikum. Vermittelt werden u.a. Tagespflege, Kinderbetreuung im Privathaushalt, Au-pair, Haushaltshilfen, Hausaufgabenbetreuung/Nachhilfe, Kinder- und Jugendgruppen sowie eine Notbetreuung (z. B. für den nächsten Tag). Darüber hinaus können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einem eigenen Info-Portal und bei Veranstaltungen des Anbieters allgemein zu Themen rund um das Thema Betreuung informieren und sich Inhalte downloaden. Auch Beratung über einen Chat mit den Fachberatern wird angeboten.

Des Weiteren wird in den Oster- und Sommerferien sowie am Buß- und Bettag eine Ferienbetreuung für Kinder bis 12 Jahre angeboten.

Projektbeurteilung
Die Angebote für Kinderbetreuung, Ferienbetreuung sowie der Familienservice werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikum sehr gerne und zahlreich angenommen. Ebenso gerne werden die allgemeinen und individuellen Beratungs- und Informationsangebote angenommen.

Für das Qualifizierungsprogramm für Rückkehrerinnen und Rückkehrer in der Pflege („We(l)-Come-Back“) wurden zwei Anläufe einer Pilot-Durchführung gestartet. Leider wurde in beiden Anläufen die Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht. Obwohl gemeinsam erarbeitet, scheinen hier individuelle Einarbeitungs- und Qualifizierungsmaßnahmen noch den Vorzug vor einem ergänzenden zentralen Angebot zu erhalten.

Die Aufmerksamkeit, die diesem Projekt geschenkt wurde, bringt insgesamt im Klinikum Nürnberg  dem Thema „Vereinbarkeit Familie und Beruf“ deutlich mehr Beachtung. Da in diesem Konzept vor allem Unterstützungsmaßnahmen für die Familiengründungsphase zusammengefasst wurden, wird derzeit an ergänzenden Maßnahmen für weitere Lebensphasen gearbeitet.

Name des Krankenhauses
AnschriftKlinikum Nürnberg
Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1
90419 Nürnberg
KlinikleitungVorstand:
Dr. Alfred Estelmann

Leitung Infrastruktur und Steuerung:
Dr. Andreas Becke

Leitung Personal und Patientenversorgung:
Peter Schuh

Leitung Strukturentwicklung und Medizin:
Dr. Dr. Günter Niklewski
Webseitehttp://www.klinikum-nuernberg.de
Ansprechpartner der MaßnahmeManfred Rupp
Tel.: 0911-398 5091
manfred.rupp@klinikum-nuernberg.de
Struktur- und Leistungsdaten – Kennzahlen
Anzahl der vollstationären Planbetten2.370
Anzahl der ärztlichen MitarbeiterInnen1.077
Anzahl der Gesundheits- und KrankenpflegerInnen
inkl. der Gesundheits- und KinderkrankenpflegerInnen
2.307
Projektmotivation/-vorbereitung

Ausgangslage

  • Das Klinikum beschäftigt rund 74% weibliche Mitarbeiter, von denen eine Vielzahl in Teilzeit oder im Schichtbetrieb arbeitet. Es sind stets ca. 600 Mitarbeiter in Beurlaubung, entweder in 3-jähriger Elternzeit des BEEG oder im Sonderurlaub nach § 28 TVöD. Mitarbeiter, die nach längerer Abwesenheit ins Klinikum zurückkamen, haben z.T.  trotz entsprechender Unterstützung Schwierigkeiten bei der Wiedereingliederung. Auch für die aufnehmenden Bereiche ist es manchmal schwierig, Mitarbeiter nach längerer Abwesenheit wieder ins Team zu integrieren.

Planungen im Vorfeld

  • Bestandsaufnahmen zur Situation im Klinikum hinsichtlich Mitarbeiterbindungs- und Wiedereingliederungsmaßnahmen insbesondere bei RückkehrerInnen wurden durchgeführt.

An der Planung beteiligte Berufsgruppen/Personen

  • Führungskräfte, Pflegedienstleitungen, Stationsleitungen
  • Personalrat
  • Gleichstellungsbeauftragte
  • MitarbeiterInnen, die zurückgekehrt sind

Externe Projektförderung 

  • Das Projekt erhielt im Rahmen des WIK-Projekts (Weiterbildung im Krankenhaus) eine Förderung über den Europäischen Sozialfonds (ESF), welche jedoch nicht vollständig ausgenutzt werden konnte.
Projektumsetzung

Ziele

  • Beurlaubung und Teilzeit in der Familienphase möglichst frühzeitig attraktiv und transparent planen und kombinieren zu können
  • Beurlaubten Mitarbeiterinnen durch ein Eingliederungs- und Kontakthalteprogramm bereits im Vorfeld der „Erziehungs- und Familienphase“, eine gemeinsame Orientierung, eine Planung und gute Rückkehrperspektiven zu ermöglichen
  • Familienbezogene Hilfen und Betreuung für die Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern effektiv und unterstützend zu organisieren

Zielgruppe

  • Hauptsächlich MitarbeiterInnen nach Familiengründungsphase/in der Betreuungsphase von Kindern
  • Erste Unterstützung wird angeboten für MitarbeiterInnen mit Bedarf im Home- und Eldercare

Elementare Konzeptbestandteile

  • Planungsgespräch
  • Kontakthalteprogramm
  • Wiedereingliederungsmaßnahmen
  • Flexible Arbeitszeitmodelle
  • Kinderbetreuung
  • Teilprojekte

Teilprojekte

  • In einem „Planungsgespräch“ vor Beginn des Mutterschutzes / Elternzeit wird gemeinsam mit dem Vorgesetzten ein Fahrplan für die nächsten Jahre (bis zur Vollendung des 7. Lebensjahres des Kindes) aufgestellt. Geplante Beurlaubungen, Teilzeit- und Vollzeittätigkeiten werden dabei nicht endgültig festgelegt, sondern dienen zur Orientierung für beide Seiten. Änderungen sind während dieser Zeit stets möglich.
  • Während der Elternzeit/Beurlaubung wird durch Kontakthaltegespräche (zweimal jährlich) mit dem Vorgesetzten oder einem Patenprogramm sichergestellt, dass jeder Mitarbeiter weiterhin über die Klinik / Abteilung informiert bleibt. Zusätzlich wird  jährlich ein „Rückkehrerinnentag“ im Klinikum vom Personalmanagement und der Gleichstellungsbeauftragten organisiert und den MitarbeiterInnen in Elternzeit / Beurlaubung wird dort neben aktuellen Informationen auch die Gelegenheit zur Vernetzung geboten.
  • Aufbau eines Qualifizierungsprogramms zur schnellen und effektiven Wiedereingliederung von MitarbeiterInnen in der Pflege („We(l)-Come-Back“) (Umfang 80 Stunden: 72 Stunden Unterricht, 8 Stunden Coaching)
  • Dokumentation des Angebots an unterschiedlichen Teilzeitmodellen zur Erleichterung des Wiedereinstiegs: Teilzeit mit Festlegungen (z.B. Wochentage, Schichten), Reduzierte Arbeitszeit, Teilzeit mit individuellen Schichtzeiten oder Jobsharing. Nicht alle Teilzeitmodelle werden jedoch in allen Abteilungen angeboten, wenn durch die Arbeitskompensation die Belastung der übrigen Mitarbeiter zu groß wird. Es existiert ein zentrales Dienstplanteam, welches Stationen bei der Aufstellung und Umsetzung von Dienstplänen unterstützt.
  • Zusammen mit dem Verein „Schaukel Kinderbetreuung e.V.“ hat das Klinikum verschiedene Betreuungseinrichtungen ins Leben gerufen. Diese Einrichtungen bieten u.a. kurze Wegezeiten zum Klinikum, keine Ferienschließungen und Öffnungszeiten von 06:00 bis 20:00 Uhr.
  • In Kooperation mit anderen Nürnberger Firmen im Rahmen der „Familienbande“ und der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. wird in den Oster- und Sommerferien eine Ferienbetreuung für Kinder bis 12 Jahre angeboten.
  • Im Fall von nichtplanbaren spontanen Betreuungsnotständen hat das Klinikum mit dem bundesweiten Anbieter „pme Familienservice“ einen Servicevertrag abgeschlossen. MitarbeiterInnen erhalten dort schnell und zuverlässig eine Kinderbetreuung. Die Vermittlungsgebühr für die Dienstleistung wird dabei vom Klinikum übernommen, die Mitarbeiter zahlen nur die tatsächlichen  Kosten der Kinderbetreuung.
  • Erste allgemeine und individuelle Unterstützung wird durch den „pme Familienservice“ für MitarbeiterInnen mit Bedarf im Home- und Eldercare angeboten. Derzeit werden Informationsveranstaltungen und persönliche Beratungen zur häuslichen und stationären Pflege, Finanzierungsmöglichkeiten, rechtlichen Situation und psychosozialen Themen angeboten. Eine Ausweitung dieses Angebotes ist geplant.

Anfängliche Akzeptanz

  • Die Annahme der Betreuungseinrichtungen war direkt sehr gut. Mittlerweile gibt es für die Gruppen Wartelisten.
  • Das Qualifizierungsprogramm für Wiedereinsteiger („We(l)-Come-Back“) konnte wegen Nichterreichen der Mindestteilnehmerzahl nicht umgesetzt werden. 

Projektdauer

  • Start im Juli 2011
  • Gesamtprojekt wurde in Regelstrukturen überführt
Projektbeurteilung

Evaluationsergebnisse

  • Angebote für Kinderbetreuung, Ferienbetreuung sowie des (pme-)Familienservice werden von den MitarbeiterInnen gut bis sehr gut angenommen.
  • Ebenso werden die Beratungsangebote angenommen.
  • Evaluationsergebnisse der Flexiblen Familienzeit oder Kontakthalteprogramme liegen derzeit noch nicht vor.

Übernahme der Maßnahmen in die Regelversorgung

  • Sämtliche Teilprojekte – bis auf das Qualifizierungsprogramm für Wiedereinsteiger – wurden in die Regelversorgung übernommen.

Rückblickend besonders erfolgreich/gelungen

  • Kinderbetreuung mit dem Verein „Schaukel Kinderbetreuung e.V.“
  • Zusammenarbeit der Projektgruppe mit dem internen Fortbildungsinstitut cekib (Centrum für Kommunikation, Information, Bildung) bei der Konzeption eines Qualifizierungsprogramms
  • Kooperation mit „pme Familienservice“ bei spontanen Betreuungsnotständen – würde man gerne noch bekannter machen.

Förderliche Faktoren

  • Der gemeinsame Austausch und die Aufmerksamkeit, die diesem Projekt geschenkt wurde, hat Bewegung in das Thema „Vereinbarkeit Familie und Beruf“ im Klinikum Nürnberg gebracht.