Ausbildung in Teilzeit

Die Zentralschule für Gesundheitsberufe St. Hildegard in Münster bietet seit 2012 eine Teilzeitausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege an. Die Teilzeitausbildung richtet sich an Bewerberinnen und Bewerber mit Kindern bzw. Alleinerziehende. Anstelle einer drei-jährigen Ausbildung wird das Curriculum auf vier Jahre verteilt. Insbesondere im praktischen Teil der Ausbildung wird eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch familienfreundliche Arbeits- und Urlaubszeiten ermöglicht.

Datum:

05.06.2012, Aktualisierung 31.12.2014

Ort:

Zentralschule für Gesundheitsberufe St. Hildegard GmbH, Münster

Interviewpartner:

Gregor Uphoff, Schulleiter

Themenkategorie:

„Lebensphasengerechtes Arbeiten in der Pflege“

Maßnahme:

Teilzeitausbildung Gesundheits- und Krankenpflege

Projektanlass
Für die Einführung einer Teilzeitausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege sprachen mehrere Gründe. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird in naher Zukunft der Anteil der Hochbetagten, die möglicherweise stationär behandlungsbedürftig sind, deutlich zunehmen. Auf der anderen Seite wird der Anteil der jungen Menschen, die gegebenfalls zu einer Ausbildung im Gesundheitswesen bereit sind, abnehmen. Der schon heute erkennbare Fachkräftemangel auch im Pflegebereich wird sich verstärken, sodass innovative Ideen notwendig sind, um einem Mangel zu begegnen. Dazu gehört u. a. auch das Ausschöpfen eines bisher brachliegenden Bewerberpotenzials, welches gute Chancen bietet, längerfristig im Beruf zu verbleiben.

Ein damit verbundener Projektanlass stellt die Stärkung des Schulstandorts dar. Ohne eine ausreichende Zahl von Auszubildenden wird auch eine Schule für Gesundheitsberufe in Zukunft Probleme bekommen.

Projektumsetzung
Seit April 2012 wird an der Zentralschule für Gesundheitsberufe St. Hildegard in Münster eine Teilzeitausbildung zur staatlich examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin bzw. Gesundheits- und Krankenpfleger angeboten. Das Angebot umfasst 25 Ausbildungsplätze. Die Ausbildung ist inhaltlich völlig identisch mit dem regulären dreijährigen Angebot. Sie dauert vier Jahre und der Unterricht in der Zentralschule sowie die Dienstzeiten der kooperierenden Krankenhäuser wurden den Bedürfnissen der neuen Zielgruppe angenähert, um seine Verienbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten, Zielgruppe für die Teilzeitausbildung sind Bewerberinnen und Bewerber mit Kindern und Alleinerziehende. Dies können fachfremde Wiedereinsteiger ins Berufsleben sein oder Personen, die aus familiären Gründen keine Ausbildung absolvieren konnten. Wichtig für alle Bewerberinnen und Bewerbern ist allerdings das Vorhandensein eines festen sozialen Netzes, welches sich im Bedarfsfall um die Kinder kümmern kann. Denn auch die Teilzeitauszubildenden dürfen nur eine bestimmte Anzahl von Fehlzeiten aufweisen, um zur Prüfung zugelassen zu werden.

Auf die 25 Ausbildungsplätze haben sich 100 Personen beworben. Das Durchschnittsalter der Auszubildenden liegt bei 31 Jahren.

Der theoretische Unterricht findet als Blockunterricht in der Zeit zwischen 8:00 und 13:15 Uhr statt. Gestaltungsbedürftig ist im Wesentlichen der praktische Teil der Ausbildung. Das betrifft die Anpassung des Urlaubs an die Schulferien, die Regelungen zum Wochenenddienst und vor allem den Schichtdienst mit der entsprechenden Gestaltung der Arbeitszeiten.

Die Arbeitszeiten der Auszubildenden entsprechen einer 75 %-Stelle mit einer 5-Tage-Woche. Früh- und Spätschichten sind vorgesehen. Bei der Frühschicht haben die Auszubildenden die Wahlmöglichkeit zwischen der frühen Frühschicht von 6:00 bis 12:17 Uhr oder der späten Frühschicht von 8:00 bis 14:17 Uhr. Je die Hälfte der Auszubildenden nimmt eine der beiden Schichten wahr. Die Spätschicht dauert von 13:00 bis 19:17 Uhr. Nachtdienste sind außerhalb der gesetzlichen Regelungen (acht Nächte in drei Jahren) nicht zu leisten. Ein Wochenenddienst ist einmal im Monat vorgesehen.

Die Organisation des theoretischen Unterrichts löste eine Zusatzbelastung der Lehrkräfte und der räumlichen Kapazitäten aus, da die Teilzeitausbildung als zusätzlicher Kurs durchgeführt wird. Für die familiengerechte Gestaltung der Arbeitszeiten musste in den Krankenhäusern Überzeugungsarbeit geleistet werden. Als klarer Vorteil für die Krankenhäuser stellte sich heraus, dass sie über 25 zusätzliche Auszubildende verfügen. Aufgrund ihrer persönlichen Situation ist davon auszugehen, dass die Teilzeitauszubildenden eher im Beruf und im jeweiligen Krankenhaus verbleiben als ihre jungen Kollegen in der Vollzeitausbildung.

Projektbeurteilung

Die Teilnehmer des Teilzeitkurses sind engagierte und hoch motivierte Auszubildende unterschiedlichen Alters. Sie zeichnen sich durch mehr Lebenserfahrung aus, die ihnen besonders in der pflegerischen Beziehung zum Patienten zugutekommt. Auch wenn der Spagat zwischen Familie und Ausbildung in den praktischen Phasen aufgrund des Schichtdienstes nicht immer einfach für die Auszubildenden ist, lernen sie jedoch dadurch, sich gut zu organisieren und Absprachen zu treffen.

Nach der Evaluation des ersten Ausbildungsganges wurden kleinere Änderungen am Unterrichtsplan vorgenommen, das Grundgerüst ist jedoch unverändert. Aufgrund des großen Erfolges des ersten Kurses, hat am 01.04.2014 ein weiterer Lehrgang in Teilzeit begonnen.

Name des Krankenhauses
AnschriftZentralschule für Gesundheitsberufe St. Hildegard
Westfalenstraße 105
48165 Münster
SchulleitungGregor Uphoff
Webseitewww.zfg-muenster.de
Ansprechpartner der MaßnahmeGregor Uphoff
Tel.: 02501-17 27 51
Fax: 02501-17 42 08
gregor.uphoff@zfg-muenster.de
Projektmotivation/-vorbereitung

Ausgangslage

Gründe für die Einführung einer Teilzeitausbildung sind

  • die demographische Entwicklung mit dem wachsenden Anteil der Hochbetagten und dem sinkenden Anteil der Jungen
  • der sich abzeichnende Fachkräftemangel auch im Pflegebereich
  • das Ausschöpfen eines bisher brachliegenden Bewerberpotentials
  • die Stärkung des Schulstandortes

Planungen im Vorfeld

  • Schulintern mussten die personellen und die räumlichen Kapazitäten geklärt werden.
  • Mit den Geschäftsführungen und den Pflegedienstleitungen musste das Konzept insbesondere wegen der familienfreundlichen Gestaltung der Arbeitszeiten abgestimmt werden.
  • Den Stationsleitungen wurde das Modell der Teilzeitausbildung vorgestellt.
  • Mit der Gesellschaft für Berufsförderung und Ausbildung mbH, die sich um die Wiedereingliederung von Frauen in das Berufsleben kümmert, wurde beraten, wie man die Arbeitszeiten familienfreundlich gestalten kann

Am Projekt beteiligte Berufsgruppen/Personen

  • Geschäftsführung der Zentralschule für Gesundheitsberufe
  • Krankenpflegeschule
  • Pflegedienstleitungen
  • Stationsleitungen

Externe Projektförderun gund Kooperationen

  • Nein
Projektumsetzung

Ziele

  • Beabsichtigt war, Personen für eine Teilzeitausbildung zu rekrutieren, die aufgrund ihrer persönlichen Situation (BewerberInnen mit Kindern/ Alleinerziehende) keine Vollzeitausbildung durchführen können.
  • Bei der Gestaltung der Arbeitszeiten wurden familienfreundliche Regelungen soweit möglich umgesetzt.

Projektdauer

  • Seit April 2012
Projektbeurteilung

Rückblickend besonders erfolgreich/gelungen

  • Als sehr erfolgreich zu werten ist die Anzahl der Bewerbungen. Auf die 25 Ausbildungsplätze haben sich 100 Bewerber gemeldet.
  • Die angenommenen BewerberInnen sind hoch motiviert. Ihre Einstellung ist überdurchschnittlich.
  • Die Bewerber sind sich der Einmaligkeit ihrer Chance bewusst, erfahren jedoch auch, welcher Doppelbelastung (Familie und Beruf) sie ausgesetzt sind.
  • Durch die Teilzeitausbildung konnten 25 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden.

Rückblickend erfolglos/nicht gelungen – Schwierigkeiten des Projektes

  • Als problematisch könnte sich möglicherweise die Arbeitszeit in der Spätschicht herausstellen.
Eingeführte Maßnahmen
  • Seit April 2012 wird an der Zentralschule für Gesundheitsberufe St. Hildegard in Münster eine Teilzeitausbildung zur/zum staatlich examinierten Gesundheits- und KrankenpflegerIn angeboten. Die Ausbildung ist inhaltlich völlig identisch mit dem regulären dreijährigen Angebot. Sie dauert vier Jahre.
  • Der theoretische Unterricht findet als Blockunterricht in der Zeit zwischen 8:00 und 13:15 Uhr statt.
  • Gestaltungsbedürftig ist im Wesentlichen der praktische Teil der Ausbildung. Das betrifft die Anpassung des Urlaubs an die Schulferien, die Regelungen zum Wochenenddienst und vor allem den Schichtdienst mit der entsprechenden Gestaltung der Arbeitszeiten.
  • Die Arbeitszeiten der Auszubildenden entsprechen einer 75%-Stelle mit 5-Tage-Woche. Früh- und Spätschicht sind vorgesehen. Bei der Frühschicht haben die Auszubildenden die Wahlmöglichkeit zwischen der frühen Frühschicht von 6:00 bis 12:17 Uhr oder der späten Frühschicht von 8:00 bis 14:17 Uhr. Je die Hälfte der Auszubildenden nimmt eine der beiden Schichten wahr. Die Spätschicht dauert von 13:00 bis 19:17 Uhr. Nachtdienste sind außerhalb der gesetzlichen Regelungen (8 Nächte in 3 Jahren) nicht zu leisten. Ein Wochenenddienst ist einmal im Monat vorgesehen.
  • Nach Evaluation des ersten Ausbildungsganges wurden kleinere Änderungen vorgenommen, das Grundgerüst ist jedoch unverändert.
  • Aufgrund des großen Erfolges hat am 01.04.2014 ein weiterer Lehrgang in Teilzeit begonnen.