Mehr Akzeptanz wagen – Diversität als Wahlpflichtfach in der Pflegeausbildung

An der Medizinischen Berufsfachschule Helios Leipzig wurde Diversität als Wahlpflichtfach in die Pflegeausbildung integriert.

Datum:

23.04.2024

Ort:

Medizinische Berufsfachschule Helios Leipzig (Herzzentrum Leipzig GmbH / Helios Park-Klinikum Leipzig)

Interviewpartner:

Juliette Nadine Becker

Themenkategorie:

Umsetzung der Konzertierten Aktion Pflege

Maßnahme:

Mehr Akzeptanz wagen – Diversität als Wahlpflichtfach in der Pflegeausbildung

Projektanlass

In der Medizinischen Berufsfachschule Helios in Leipzig war das Thema Diversität zwar schon seit einiger Zeit Bestandteil des Unterrichtes, die Schulleitung war jedoch der Meinung, man werde dem Thema nicht gerecht. Somit wurde Diversität als separates Wahlpflichtfach angeboten.

Projektumsetzung

In 24 Unterrichtseinheiten während der dreijährigen Ausbildung werden die Auszubildenden für die Thematik sensibilisiert und lernen, wie sie z. B. in Situationen mit rassistischen Bemerkungen agieren können. Um tiefer auf die Thematik eingehen zu können, werden stets zwei Hauptthemen festgelegt, die je nach Schuljahr variieren (z. B. geschlechtliche Identität und Rassismus). Je nach Erfahrung und ggf. aktuellen Problemlagen der Auszubildenden werden die Themen jährlich angepasst.

Ein allgemeiner Einstieg ins Thema erfolgt beispielsweise über die Klärung der Fragen: Was ist Diskriminierung? Wie fühlen sich Personen, denen das passiert, und wie fühlen sich Personen, die das Verhalten zeigen?

Projektbeurteilung

Sämtliche Aspekte des Themas Diversität sind schon seit geraumer Zeit ein Teil der Gesprächskultur Jugendlicher. Daher sind auch Zuspruch und Interesse am Fach bei den Jugendlichen sehr positiv. Die Auszubildenden berichten positiv von Kontakten und haben gelernt, Verhaltensweisen sensibler wahrzunehmen.

Daten zum Modell

Datum:

23.04.2024

Ort:

Medizinische Berufsfachschule Helios Leipzig (Herzzentrum Leipzig GmbH / Helios Park-Klinikum Leipzig)

Interviewpartner:

Juliette Nadine Becker

Themenkategorie:

Umsetzung der Konzertierten Aktion Pflege

Maßnahme:

Mehr Akzeptanz wagen – Diversität als Wahlpflichtfach in der Pflegeausbildung

Name der Einrichtung
Anschrift

Herzzentrum Leipzig GmbH / Helios Park-Klinikum Leipzig

Strümpellstraße 39 / Strümpellstraße 41

04289 Leipzig

Schulstandort:

Mahlmannstraße 1-3

04289 Leipzig

 

Geschäftsführung: Matthias Hirsekorn / Julian Zimmer

Ärztlicher Direktor: Prof. Michael A. Borger / Prof. Dr. med. Géza Pap

Pflegedirektor:in: Susann Gebhardt / Sebastian Hunger

Website

https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/leipzig-herzzentrum/

https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/leipzig-park-klinikum/

Ansprechpartnerin der Maßnahme

Juliette Nadine Becker, Medizinpädagogin (M.A.), Juliette.Becker@helios-gesundheit.de,

Tel.: 0341 / 99399942

Struktur- und Leistungsdaten
Struktur- und LeistungsdatenHerzzentrumPark-Klinikum

Anzahl der Betten im gesamten Krankenhaus               

Anzahl Betten:

 

451

 

732

Ärzt:innen

Ärztinnen/Ärzte insgesamt (außer Belegärzte):

 

256 Vollkräfte

 

198 Vollkräfte

Pflegepersonal

441 Vollkräfte

374 Vollkräfte

Gesundheits- und Krankenpfleger:innen:

27 Vollkräfte

2 Vollkräfte

Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:innen:

3 Vollkräfte

14 Vollkräfte

Projektmotivation / -vorbereitung

Ausgangslage

  • In der Medizinischen Berufsfachschule Helios in Leipzig war das Thema Diversität zwar schon seit einiger Zeit Bestandteil des Unterrichtes, die Schulleitung war jedoch der Meinung, man werde dem Thema nicht gerecht.
  • Diskriminierung z. B. aufgrund von Hautfarbe oder Herkunft bekommen nicht nur Patient:innen zu spüren, auch Auszubildende und andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen sind dieser ausgesetzt.
  • Diversität wurde somit als separates Wahlpflichtfach angeboten.

Planungen im Vorfeld

  • Bestimmung einer Zuständigen Person im Lehrer*innenteam zur Erstellung eines Curriculums für das WPF „Diversität“
  • Literaturrecherche zur Thematik und Erstellung eines Curriculums
  • Externer Dozent als Austauschpartner für geschlechtliche Identität

Am Projekt beteiligte Berufsgruppen/Personen

  • Ausbildungsleitung, stellvertretende Ausbildungsleitung, Pflegedienstleitung, Unternehmenskommunikation
  • Trans-Inter-Aktiv in Mitteldeutschland e.V. (TIAM) – Sachsen

Externe Projektförderung und Kooperationen

  • Keine Förderung
Projektumsetzung

Ziele

  • Die Jugendlichen sollen vornehmlich für die Thematik sensibilisiert werden, damit sich zukünftig Handlungsoptionen herausbilden, bei der alle Pflegekräfte zusammenstehen und der Diskriminierung ihrer Kolleg:innen geschlossen entgegentreten.
  • Bei den Jugendlichen eine Haltung bilden und ihnen die Chance geben, sich menschlich weiterzuentwickeln.
  • Sensibilisierung für das Thema, Aufnahme von Diversität in der Pflege, Bewusstwerden über eigene Privilegien.

Eingeführte Maßnahmen

  • Um tiefer auf die Thematik eingehen zu können, werden stets zwei Hauptthemen festgelegt, die je nach Schuljahr variieren (z. B. geschlechtliche Identität und Rassismus)
    • Themen werden jährlich angepasst (nach Thematiken und Erfahrungen der Auszubildenden).
    • Einstieg ins Thema: Was ist Diskriminierung? Wie fühlen sich Personen, denen das passiert, und wie fühlen sich Personen, die das Verhalten zeigen?
    • Weitere Beispielthemen: Diversität in der Sprache. Welche Privilegien habe ich als weiße Person in Deutschland? Alltagsrassismus. Klassismus und Bildungsgerechtigkeit. Body- oder Fat-Shaming.  
    • Unterrichtsmethodik lebt vom Erfahrungsaustausch der Auszubildenden und der Diskussion.
  • Auszubildende lernen, wie sie z. B. in Situationen mit rassistischen Bemerkungen agieren können.
    • Es werden dafür derzeit Orientierungshilfen entwickelt. (Wie verhalte ich mich? Wen kann ich ansprechen – zur Unterstützung? Wie spreche ich die/den Patient:in an?)
  • Auszubildende werden dafür sensibilisiert, dass nicht alle Patient:innen gleich gepflegt werden können: Diskriminierungserfahrene brauchen andere Ansatzpunkte.
  • 24 Unterrichtseinheiten während der dreijährigen Ausbildung für das Fach Diversität. Es gibt keine Noten.
  • Über den Leipziger Courage-Verein findet mittlerweile ein Austausch mehrerer Schulen aus Sachsen zum Thema Diversität in der Schule statt (z.B. Umsetzung im Schulkontext, Umsetzung im Lehrplan, Projektinitiierungen etc).
  • Außerdem gibt es einen Praxisanleitungstag, um Best-Practice-Beispiele auszutauschen, zudem wird bestehendes Unterrichtsmaterial diversitätskonform angepasst und Lehrpersonal sensibilisiert.
  • Im Herzzentrum und Helios Park-Klinikum arbeiten Menschen aus mehr als 45 Nationen. Integration versteht man daher als Teil der eigenen Identität.
  • Mit der Selbstverpflichtung zur Charta der Vielfalt setzt sich der Helios Standort Leipzig zudem für ein vorurteilfreies Arbeitsumfeld ein und möchte damit die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Diversität im Klinikum betonen.
  • Dazu gibt es eine interne Online-Fortbildung für die Mitarbeitenden zum Wissensziel Diversität bei Helios (z. B. zu Alltagsrassismus und Gendermedizin), welche sehr positiv aufgenommen wird.
  • Unsere Initiative wurde auf alle Helios Bildungszentren (35 eigene Bildungszentren, > als 10.000 Auszubildende (Stand 2023) übertragen und sind fester Bestandteil der Curricula. Hierzu wurde ein „Ideenpapier „Diversität – Vielfalt und Chancengleichheit“ zur Integration des Themas in die verschiedenen Ausbildungsgänge entwickelt

Übernahme der Maßnahmen in die Regelversorgung

  • Ja, seit 2021
Projektbeurteilung
  • Zuspruch und Interesse am Fach sind bei den Jugendlichen sehr positiv.
  • Die Medizinische Berufsfachschule Helios in Leipzig hat jährlich rund 800 Bewerbungen für die 40 zu vergebenden Ausbildungsplätze. Dies zeigt den hohen Stellenwert der Pflege und insbesondere den guten Ruf der Ausbildung(sstätte) im Bewusstsein der Jugendlichen.
  • Sämtliche Aspekte des Themas Diversität sind schon seit geraumer Zeit ein Teil der Gesprächskultur Jugendlicher.
  • Auszubildende berichten positiv von Kontakten, können Verhaltensweisen sensibler wahrnehmen.
  • Es werden jedoch nie alle Auszubildenden erreicht. Bei einigen besteht eine „Diskussionsmüdigkeit“ und das Problem, „andere Meinungen aushalten zu können“.