Einführung der Zertifizierung nach Managementanforderungen der Berufsgenossenschaft

In fünf Einrichtungen der Arbeitsgemeinschaften katholischer Krankenhäuser Rheinland-Pfalz und Saarland fand eine Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in ein bestehendes Qualitätsmanagementsystem statt – nach den Managementanforderungen der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zum Arbeitsschutz (MAAS-BGW). Es wird im Rahmen einer Zertifizierung, z. B. nach den Verfahren der proCum Cert GmbH und der Koorperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ), alle drei Jahre parallel durch die Berufsgenossenschaft zertifiziert.

Datum:

20.07.2010, 24.08.2010, 18.08.2010, Aktualisierung 31.12.2014

Ort:

Diözesan-Caritasverband Trier e. V. – Arbeitsgemeinschaften katholischer Krankenhäuser Rheinland-Pfalz und Saarland

Interviewpartner:

Thomas Jungen, Horst Leuwer, Manfred Schmitt, K.H. Bechtel, Hr. Andersch

Themenkategorie:

„Lebensphasengerechtes Arbeiten in der Pflege“

Maßnahme:

Integration von Arbeits- und Gesundheitsschutz

Projektanlass

  • Verbesserung von Arbeits- und Gesundheitsschutz u.a.
  • Profilbildung als attraktiver Arbeitgeber

Projektumsetzung
Im Rahmen eines Projekts wurde die Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in ein bestehendes Qualitätsmanagementsystem in fünf Einrichtungen der Arbeitsgemeinschaften katholischer Krankenhäuser Rheinland-Pfalz und Saarland bearbeitet und umgesetzt. Die erste Zertifizierung im Rahmen des Projekts erfolgte im Krankenhaus Maria Hilf in Daun. Alle beteiligten Einrichtungen besaßen schon ein Qualitätsmanagement-system und waren nach dem verfahren der proCum Cert GmbH plus KTQ oder nach dem Deutschen Institut für Normung (DIN EN ISO), zertifiziert.
Das Projekt wurde von einem Berater der Berufsgenossenschaft begleitet. Zu Beginn wurden interne Audits zum Thema Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit durchgeführt. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden in gemeinsamen Workshops und Schulungen der fünf Einrichtungen bearbeitet. Teilnehmer dieser Schulungen waren unter anderem die Beauftrageten für Qualitätsmanagement, Sicherheitsbeauftragte, Mitarbeiter des Katastrophenschutzes, Hygienebeauftragte und Betriebsärzte. Kernpunkte der Schulungen und Workshops waren die Erarbeitung und Dokumentation von Verfahrensrichtlinien zum Thema Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, die in QM-Handbüchern festgehalten wurden. Diese Workshops hatten eine doppelte Funktion. Sie stellten einerseits eine Qualifizierungsmaßnahme für die beteiligten Mitarbeiter dar, andererseits boten sie ein Forum für einen einrichtungsübergreifenden Austausch.    
Die erarbeiteten Inhalte und festgeschriebene Verfahrensrichtlinien zu den einzelnen Themengruppen wie Arbeitssicherheit, Gefährdungspotenzial und Gesundheitsfürsorge waren die Bausteine, um in den einzelnen Einrichtungen die Zertifizierungsreife für die zusätzliche Zertifizierung nach MAAS-BGW zu erreichen. Anschließend wurde vom externen Berater ein Abschlussaudit durchgeführt, um den Grad der Zertifizierungsreife festzustellen, aber auch um Verbesserungspotenziale rechtzeitig vor einer möglichen Zertifizierung erkennen und bearbeiten zu können.
Mittlerweile konnten sich sämtliche Einrichtungen parallel zur Zertifizierung nach proCum Cert GmbH und der KTQ auch nach MAAS-BGW zertifizieren. Die Einrichtungen verwalten heute ihre Zertifizierungen dynamisch selbst und beziehen auch selbst Positionen bezüglich der Zertifizierungen (Wechsel zwischen KTQ, DIN EN ISO, MASS-BGW).

Projektbeurteilung
Auch wenn der zeitliche und damit auch finanzielle Aufwand durch die benötigten Sitzungen des Lenkungsausschusses und vor allem durch Schulungen und der Workshops beträchtlich waren, ziehen die Beteiligten eine positive Bilanz des Projekts. Ein schon gut aufgestelltes Konzept zum Thema Arbeitssicherheit konnte durch das Erstellen von Verfahrensrichtlinien noch ergänzt werden, Sicherheitslücken wurden erkannt und abgebaut. Qualifizierungsmaßnahmen zum Thema Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheit wurden parallel durchgeführt. Insgesamt konnte das Bewusstsein für diese Fragestellungen in den Einrichtungen neu belebt werden. Auch die Träger der Einrichtungen befassen sich jeweils selbstständig und intensiv mit dem Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz. Diese Thematik wurde vom BGW getriggert.

Name des Krankenhauses
AnschriftDiözesan-Caritasverband Trier e. V. – Arbeitsgemeinschaften katholischer Krankenhäuser Rheinland-Pfalz und Saarland
Sichelstraße 10
54290 Trier
Webseitewww.kath-krankenhaus.de
Ansprechpartner der MaßnahmeThomas Jungen
Tel.: 0651 / 9493-285
Jungen-t@caritas-trier.de
Struktur- und Leistungsdaten
St. Nikolaus-Stiftshospital, AndernachRegelversorgung
Marienhaus Klinikum Bitburg-NeuerburgRegelversorgung
Marienkrankenhaus CochemGrundversorgung
Krankenhaus Maria-Hilf, DaunRegelversorgung
Marienhaus Klinikum St. Elisabeth Saarlouis, SaarlouisSchwerpunktversorgung
Projektmotivation/-vorbereitung

Ausgangslage

Ein schon bestehendes Qualitätsmanagementsystem und die Zertifizierung nach proCum Cert, KTQ oder DIN ISO EN in allen fünf Einrichtungen; ein einrichtungsübergreifender Arbeitskreis-QM, der sich unter anderem mit der Thematik Arbeitssicherheit auseinandergesetzt hat, die Motivation in den beteiligten Einrichtungen zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz verstärkt aktiv zu werden mit der Voraussetzung, dass die Einrichtungen im Bereich Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge schon eine gut ausgebaute Basis haben.

Planungen im Vorfeld

Entwicklung eines Projektvorschlages für die Anfrage an die verschiedenen Einrichtungen, Standortbestimmungen und Statusanalyse des IST-Zustandes im Arbeitsschutz durch einen externen Berater in hausindividuellen Audits.

An der Planung beteiligte Berufsgruppen/Personen

  • Geschäftsführung
  • Mitarbeitervertretung
  • Pflegedienstleitung

Externe Projektförderung

Die Hälfte der Gesamtzertifizierungs- und Beratungskosten wird nach Abschluss der Zertifizierung durch die Berufsgenossenschaft erstattet.

Projektumsetzung

Ziele

Erfassung und Verbesserung des Arbeit- und Gesundheitsschutzes in den Einrichtungen und damit mögliche Reduzierung von Ausfallzeiten der MitarbeiterInnen, Erhöhung der Attraktivität als Arbeitgeber in der Region.

Zielgruppe

MitarbeiterInnen zum Thema Arbeitsschutz, z.B. Sicherheitsbeauftragte der Einrichtungen, QM-Beauftragte, Betriebsärztinnen/Betriebsärzte und Hygienebeauftragte, letztendlich alle MitarbeiterInnen.

Elementare Konzeptbestandteile

Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in ein bereits bestehendes QM-System, welches im Zertifizierungsverfahren, z.B. nach proCum Cert oder DIN EN ISO, von der Berufsgenossenschaft zeitgleich zertifiziert wird, Audits zum Thema Arbeitssicherheit durch einen externen Berater der Berufsgenossenschaft, gemeinsame Schulungen und Workshops zum Thema Arbeitsschutz mit MitarbeiterInnen der fünf beteiligten Einrichtungen, in denen gemeinsame Konzepte, Maßnahmenpläne und Vorlagen zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz erstellt wurden.

Verfahren

Projektmanagement

Modell-Beispiele

Im Bereich Gefährdungsermittlung und -beurteilung wurden Verfahrensanweisungen aufgestellt, die Aussagen darüber machen, wie in der Einrichtung Gefährdungen beurteilt und angegangen werden. Diese Inhalte wurden vom externen Berater im Vorfeld untersucht und in Workshops weiter bearbeitet. Im gegenseitigen Austausch und unter fachlicher Beratung wurden Best-Practice-Lösungen festgelegt und diese für alle MitarbeiterInnen erreichbar im Qualitätshandbuch hinterlegt.

Anfängliche Akzeptanz

Bei der ersten Projektanfrage nahm die Geschäftsführung auf Grund des zu erwartenden Aufwandes eine ablehnende Haltung ein. 

Projektverlauf

Start mit der Projekterstellung, Auswahl der fünf beteiligten Einrichtungen, Statuserhebung zum Thema Arbeitssicherheit über den externen Berater in internen Audits. Anschließend Bearbeitung dieser Inhalte in den Einrichtungen, unter anderem im Rahmen von gemeinsamen Workshops und einrichtungsübergreifenden Schulungen zum Thema Arbeitssicherheit, Gefährdungspotential und Gesundheitsfürsorge. Anschließend fand ein Abschlussaudit des externen Beraters statt, um noch einmal vorhandene Defizite vor einer Zertifizierung nach MASS-BGW zu bearbeiten.

Projektdauer

Januar 2009 bis Januar 2010

Projektgruppe

Lenkungsausschuss: je Träger ein Vertreter = fünf Mitglieder, der externe Berater und der Projektleiter.
ProjektmitarbeiterInnen aus den Bereichen Qualitätsmanagement, Arbeitssicherheit, Betriebsarzt, Hygiene, Mitarbeitervertretung und Katastrophenschutz.

Projektbeurteilung

Ausgangsanalyse

Vom externen Berater wurde eine Statuserhebung zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz in den beteiligten Einrichtungen vorgenommen. Ausfallzeiten der MitarbeiterInnen und damit eventuelle Hinweise auf Gefährdungen oder Belastungen im Arbeitsalltag wurden über die Analyse von Ausfallzeiten aus Zahlenmaterial der Kostenträger wie AOK und DAK ermittelt. Diese z.B. wurden in einer Einrichtung durch einen Arbeitskreis Gesundheit in verschiedene Projekte wie Rückenschule oder Kinästhetikkurse umgesetzt.

Evaluation der Maßnahme

Es wurde vom externen Berater ein Abschlussbericht über den Stand der Beratungen und dem Stand der Entwicklungen in den einzelnen Einrichtungen erstellt. Die Schulungen wurden evaluiert.
Die allgemeine Mitarbeiterbefragung enthält auch Fragen zur Arbeitssicherheit.

Evaluationsergebnisse

Über die erfolgreiche Zertifizierung nach MASS-BGW in Verbindung mit der Zertifizierung nach z.B. proCum Cert kann der Erfolg des Projektes bemessen werden. Insgesamt zeigten die Auswertungen der Fragebögen der an den Schulungen beteiligten MitarbeiterInnen und die Rückmeldungen der Einrichtungen ein positives Feedback mit dem Inhalt, dass das Projekt insgesamt zu einer Verbesserung der Arbeitssicherheit und der Gesundheitsvorsorge geführt hat. Auswertungen der Visitationsberichte nach der abgeschlossenen Zertifizierung nach proCum Cert, KTQ und MASS-BWG in einer Einrichtung haben jedoch auch noch Entwicklungsbedarfe angezeigt.

Zielerreichungsgrad

Das Modell bzw. die Zertifizierungen sind abgeschlossen.
Mittlerweile werden die Zertifizierungen von den jeweiligen Einrichtungen selbst dynamisch verwaltet. Dabei beziehen sie selbst Positionen bezüglich der Zertifizierungen (Wechsel zwischen KTQ, DIN EN ISO, MASS-BGW).
Die Träger befassen sich erneut jeweils selbstständig und intensiv mit dem Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz. Diese Thematik wurde vom BGW getriggert.

Übernahme der Maßnahmen in die Regelversorgung

Eine Rezertifizierung nach MAAS-BWG ist auf Grund des hohen Zeitaufwandes in der bereits zertifizierten Einrichtung nicht vorgesehen.

Rückblickend besonders erfolgreich/gelungen

Verbindung von theoretischem und praktischem Wissen durch den Berater in den einzelnen Sitzungen und Schulungen, die in der Regel zu einer zeitnahen Lösung offener Fragestellungen führte. Die breite Qualifizierung von MitarbeiterInnen zum Thema Arbeitssicherheit und der Austausch untereinander und damit auch eine erhöhte Motivation. 

Rückblickend erfolglos/nicht gelungen

Es konnten keine weiteren Einrichtungen der Arbeitsgemeinschaften katholischer Krankenhäuser Rheinland-Pfalz und Saarland für das Projekt gewonnen werden.

Rückblickend anders machen

Mehr Einrichtungen innerhalb der Arbeitsgemeinschaften für die Teilnahme am Projekt gewinnen.
Den Zeitplan großzügiger anlegen (z.B. 2 Jahre statt der 10 Monate, die der zertifizierten Einrichtung zur Verfügung standen). 

Förderliche Faktoren

Die Motivation der MitarbeiterInnen, der fachliche Austausch mit dem fachlich versierten externen Berater und der Austausch mit den anderen Einrichtungen im Projekt; die bereits bestehende Verzahnung von QM und Arbeitsschutz in den beteiligten Einrichtungen

Hemmende Faktoren

Sehr hoher Arbeitsaufwand durch den Aufbau von MAAS-BGW nach der DIN EN ISO.
Fehlende Messinstrumente für den Belastungsgrad, z.B. von psychischer Belastung, um aus den Ergebnissen Maßnahmen abzuleiten.

Eingeführte Maßnahme

Größte Auswirkung

Mehr Qualifikation im Bereich Arbeitsschutz- und Gesundheitsvorsorge in den beteiligten Einrichtungen. In einer Einrichtung wurden zusätzlich zwei Fachkräfte zum Thema Arbeitssicherheit ausgebildet. Die Umsetzung von erkannten Mängeln wurde z.B. im Bereich Patientenfixierung zeitnah umgesetzt.

Größte Veränderung

Zertifizierungsreife für MAAS-BFW in fünf Einrichtungen des Projektes, Zertifizierung nach MASS-BGW in der Kombination mit der Zertifizierung nach proCum Cert, Verbesserung vorhandener guter Strukturen im Bereich Arbeitsschutz- und Sicherheit und deren Darstellung und Akzeptanz für alle MitarbeiterInnen.