Gestaltung alter(n)sgerechter Arbeitsbedingungen im Krankenhaus

Auf der Basis einer systematischen Analyse und Bewertung der vorhandenen Arbeitsorganisation konnten durch die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen von Workshops einige Empfehlungen für organisatorische Veränderungen abgeleitet werden.

Datum:

21.02.2011

Ort:

Ev. Luth. Diakonissenanstalt Flensburg – Diakonissenkrankenhaus Flensburg

Interviewpartner:

Stephan Jatzkowski, Facharzt für Anästhesiologie, Qualitätsmanagement

Themenkategorie:

„Lebensphasengerechtes Arbeiten in der Pflege“

Maßnahme:

Ermittlung alters- und alternsgerechter Arbeitsbedingungen

Projektanlass
Das Diakonissenkrankenhaus und die Universität Flensburg arbeiteten schon zusammen am Thema „Gestaltung altersgerechter Arbeitsplätze“ als das Bundesministerium für Arbeit und Soziales diese Projektinitiative ausschrieb. Unter der Federführung der Universität bewarben sich beide Partner erfolgreich um die Förderung. So entstand das Projekt „GAbi (Gestaltung arbeitsgerechter Arbeitsbedingungen in Krankenhaus und Altenheim)“.
Auf der Basis einer Analyse und Bewertung der vorhandenen Arbeitsorganisation sollten mit Blick auf ein altersgerechtes Arbeiten Vorschläge zur Optimierung der vorhandenen Arbeits- und Organisationsstrukturen entwickelt werden. Gleichzeitig war eine Qualifizierung der Mitarbeitenden mit besonderer Berücksichtigung älterer Beschäftigter vorgesehen.

Projektumsetzung
Schon in der konkreten Vorbereitung wurde deutlich, dass es nicht nur um altersgerechte, sondern insbesondere auch um alternsgerechte Arbeitsbedingungen geht. Im Fokus standen somit nicht nur die Älteren, sondern gerade auch die Jüngeren und die Prävention. Während der Analysephase wurden u. a. folgende Instrumente eingesetzt: zwei Mitarbeiterbefragungen, 68 strukturierte Tätigkeitsbeobachtungen an Arbeitsplätzen, Experteninterviews und Motivationsinterviews.  Daneben wurden spezifische Instrumente wie Altersstrukturanalysen oder Pflegehilfsmittelanalysen durchgeführt.
Es ergaben sich insgesamt nur wenige altersspezifische Unterschiede. Während ältere Mitarbeiter größere Probleme bei der Bewältigung von Schichtarbeit haben, lagen bei jüngeren Mitarbeitern größere Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor. Vielfach wurden die gleichen Belastungen und Stressoren von allen Altersgruppen genannt. Hierzu zählten u. a. der hohe Zeitdruck, die häufigen Unterbrechungen der Arbeit, Rückenprobleme oder fehlende Informationen, wenn sie benötigt werden.
Im Anschluss an die Analysephase wurden insgesamt 18 Workshops durchgeführt, um Verbesserungen einzuleiten. Aus den Analysen und den Workshops wurden Empfehlungen für organisatorische Veränderungen abgeleitet und Maßnahmen umgesetzt. Zum Beispiel wurden ein zweiteiliger Workshop „Stress lass nach“ und eine Rückenschulung am Arbeitsplatz etabliert. In anderen Workshops wurden Verbesserungsmaßnahmen für einzelne Themen (z.B. Lärm) oder für einzelne Bereiche (z.B. für die Zentrale Notaufnahme) erarbeitet. Eine Reihe von Veränderungen wurde von den Mitarbeitern als wichtig und gut eingeschätzt. Besonders gut angenommen wurden die schon erwähnten Stressworkshops, die jetzt schon zum dritten Mal gelaufen sind.

Projektbeurteilung
Dieses Projekt hat innerhalb der Diakonissenanstalt Flensburg das Bewußtsein für die Brisanz der altersdemografischen Entwicklung deutlich intensiviert. Die Analyse der Arbeitsbedingungen und die Ableitung von Handlungsempfehlungen zeigten den Beteiligten auf, dass vielfach durch kleine organisatorische Veränderungen schon bessere Arbeitsbedingungen zustande kommen können. Obwohl es schwieriger war, die Mitarbeiter zur Teilnahme an den Workshops zu begeistern (als Hinderungsgründe wurden in der Regel die hohe Arbeitsbelastung und der damit verbundene Zeitmangel angeführt), konnten einige Veränderungen insbesondere vor Ort erreicht werden. Leider dauerte die Analysephase länger als geplant, sodass für die Bearbeitung und Umsetzung größerer Themen kaum Zeit blieb. Am Ende des Projekts blieben dementsprechend eine Reihe von Empfehlungen zu acht Themengruppen (Demografischer Wandel, Informatorische Erschwerungen, Zeitdruck, Unterbrechungen, Stolpersteine, Flexible Übergänge in den Ruhestand, Erhalt der Gesundheit und Lebenslanges Lernen) zur eigenen Bearbeitung übrig. Das Diakonissenkrankenhaus Flensburg wird diese Empfehlungen Schritt für Schritt prüfen und ggf. umsetzen.

Name des Krankenhauses
AnschriftEv. Luth. Diakonissenanstalt Flensburg – Diakonissenkrankenhaus Flensburg
Knuthstraße 1
24939 Flensburg
Tel.: 0461 / 812 - 0
KlinikleitungKrankenhausdirektor, Vorsitzender der Krankenhausleitung
Dr. med. Christian Peters, M.Sc.

Pflegedirektorin, Stellvertretende Vorsitzende der Krankenhausleitung
Dipl.-Pflegewirtin (FH) Sr. Sabine Murawski

Verwaltungsdirektor, Leiter Zentralverwaltung
Dipl.-Betriebswirt (FH) Thorsten Prümm
Webseitewww.diako.de/diako-flensburg/diakonissenkrankenhaus-fl.html
Ansprechpartner der MaßnahmeStephan Jatzkowski
Qualitätsmanagement
Tel.: 0461 / 812 - 2019
jatzkowskist@diako.de
Struktur- und Leistungsdaten – Kennzahlen 2010
Planbetten599
PatientInnen stationär und ambulant65,152
Ärztinnen/Ärzte insgesamt (außer Belegärztinnen/Belegärzte)160,8
Gesundheits- und KrankenpflegerInnen330,6
Gesundheits- und KinderkrankenpflegerInnen48,0
KrankenpflegerInnen10,5
PflegehelferInnen3,9
Eingesetzte Maßnahmen
  • Analyse der Arbeitssituation durch
    • Tätigkeitsbeobachtungen am Arbeitsplatz
    • Mitarbeiterbefragungen
    • Experteninterviews
    • Motivationsinterviews
  • Workshops
Projektmotivation/-vorbereitung

Ausgangslage

  • Die Mitarbeitervertretung des Diakonissenkrankenhauses Flensburg hatte ein Interesse an der Gestaltung altersgerechter Arbeitsplätze
  • Die Universität Flensburg und das Diakonissenkrankenhaus entwickelten gemeinsam das Projekt GAbi, die Universität beantragte als Projektnehmer die Förderung als Modellprojekt.

An der Planung beteiligte Berufsgruppen/Personen

  • Projektgruppe bestehend aus Pflegekräften, Ärztinnen/Ärzten, Mitarbeitervertretung, Qualitätsmanagement und Betriebsarzt

Externe Projektförderung

  • Das Vorhaben der Universität Flensburg wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.
Projektumsetzung

Ziele

  • Auf der Basis einer Analyse und Bewertung der vorhandenen Arbeitsorganisation sollten mit Blick auf ein altersgerechtes Arbeiten Vorschläge zur Optimierung der vorhandenen Arbeits- und Organisationsstrukturen entwickelt werden.
  • Gleichzeitig war eine Qualifizierung der Mitarbeitenden mit besonderer Berücksichtigung älterer Beschäftigter vorgesehen.

Projektdauer

  • Oktober 2006 bis Juni 2010
Projektbeurteilung

Maßnahmen zur Evaluation

  • Am Anfang und am Ende des Projektes erfolgte eine Mitarbeiterbefragung.
  • Im Rahmen eines Teilprojekts nahmen MitarbeiterInnen an Stressworkshops teil, deren Nachhaltigkeit nach einer gewissen Zeit überprüft wurde.
Zielerreichungsgrad
  • Es konnten nicht alle Ziele erreicht werden.

Rückblickend besonders erfolgreich/gelungen

  • Sehr deutlicher Hinweis auf die demografische Entwicklung
  • Wert der MitarbeiterInnen im Hinblick auf Führung, Führungsverhalten und Gesundheit wurde erkannt
  • Viele Anregungen und Hinweise zu Dingen, die die MitarbeiterInnen bei ihrer täglichen Arbeit stören und behindern. Allein schon die Wahrnehmung dieser Störfaktoren trägt zur Mitarbeiterzufriedenheit bei

Rückblickend erfolglos/nicht gelungen

  • Größere Themenbereiche konnten aus Zeitgründen nicht bearbeitet werden, sondern wurden zum Projektende als Empfehlungen an das Diakonissenkrankenhaus formuliert.
Eingeführte Maßnahmen
  • Stressworkshops
  • Rückenschule am Arbeitsplatz
  • Empfehlungen für organisatorische Veränderungen, z.B.
    • Bearbeitung der täglichen kleinen nervigen Ärgernisse am Arbeitsplatz
    • Anschaffung von Hilfsmaterialien
    • Umsetzung von Verbesserungen zur Kommunikation
    • Entlastung der StationsmitarbeiterInnen durch administrative Kräfte beziehungsweise durch Umstrukturierung des Mitarbeitereinsatzes