BGM am Beispiel der Rückenprophylaxe am EvK Mettmann

Nachdem das Evangelische Krankenhaus der Stadt Mettmann schon 1999 ein Institut für Gesundheitsförderung der Patienten und Bevölkerung eingeführt hatte, wurde nun der Fokus auf die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter gelegt. Zahlreiche Maßnahmen wurden ergriffen, um das Personal auf kurze und lange Sicht zu entlasten.

Datum:

27.10.2016

Ort:

Evangelisches Krankenhaus Mettmann GmbH

Interviewpartner:

Ursula Johanna Klugstedt, Leiterin Institut für Gesundheitsförderung/Elternschule

Themenkategorie:

„Lebensphasengerechtes Arbeiten in der Pflege“

Maßnahme:

BGM am Beispiel der Rückenprophylaxe

Projektanlass
Mit dem hauseigenen Institut für Gesundheitsförderung (IfG) konnte das Evangelische Krankenhaus (EvK) Mettmann bereits zweimal (2009 und 2013) den Gesundheitspreis der Berufsgenossenschaft (BGW) gewinnen. Während anfangs das Ziel war, mit einer Bandbreite an ganzheitlichen zielgruppengerechten Informations-, Beratungs- und Aktivangeboten die Gesundheitsförderung bei den Patienten zu optimieren, liegt nun der Fokus auf den eigenen Mitarbeitern. Mit Hilfe zahlreicher Aktivitäten und Maßnahmen soll das Pflegepersonal für den arbeitsintensiven Alltag gestärkt und belohnt, sowie kurzzeitig und langfristig entlastet werden. Ziel ist es somit, ein gesteuertes betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zu etablieren.

Ermöglicht wurde diese Maßnahme durch die strategische Entscheidung der Geschäftsführung, ein Institut für Gesundheitsförderung in einem Haus mit 237 Betten einzurichten. Durch die langjährige regelmäßige Arbeit dieses Instituts wurde bei den Mitarbeitern erst das Bewusstsein für die eigene Gesundheitsförderung geschaffen.

Projektumsetzung
Im Vorfeld der Einführung von Maßnahmen wurden die Pflegemitarbeiter einbezogen und befragt, wie für sie ein betriebliches Gesundheitsmanagement aussehen solle. Eine Vielzahl der Mitarbeiter äußerte dabei den Wunsch nach einer Massage während der Arbeitszeit. Ein Teil des BGW-Preisgeldes wurde daraufhin für die Anstellung einer Shiatsu-Masseurin verwendet, welche die Pflegemitarbeiter jeweils 10 Minuten während der Arbeitszeit massiert.

Um spezifische Belastungen und Ressourcen des Arbeitsalltags adäquat identifizieren und angemessene organisatorische Maßnahmen ergreifen zu können, wurde weiterhin ein externer Coach engagiert, welcher die Pflegekräfte teamweise im Stationsalltag besuchte und befragte. Ergebnis war insbesondere eine Veränderung der Nachtdienstgestaltung. Weitere Maßnahmen, um beispielsweise problematische Schnittstellen zwischen dem Ärztlichen Dienst und dem Pflegepersonal aufzulösen, werden derzeit noch definiert.

Den Mitarbeitern der Pflege wird ferner ein großes, vergünstigtes Kursangebot des Instituts für Gesundheitsförderung angeboten und sie haben die Möglichkeit, im hauseigenen Therapiezentrum Mettmann mit professioneller Betreuung zu trainieren. Ein internes Bonussystem, ein betriebliches Vorschlagswesen sowie weitere geplante Maßnahmen, wie z. B. die Auftaktveranstaltung zum Deeskalationstraining in der Pflege, sollen außerdem zur Gesundheitsförderung der Pflegemitarbeiter beitragen.

Projektbeurteilung
Mit der Einführung der Gesundheitsförderung für Mitarbeiter wurde vor allem das Bewusstsein und Interesse dieser an der eigenen Gesundheit geweckt. Während im Jahr 2012 gerade mal 17 Mitarbeiter Bonusprogramme und Fördermaßnahmen des IfG in Anspruch genommen haben, ist die Zahl im Jahr 2014 auf 187 Anmeldungen gestiegen. Die Mitarbeiter scheinen die Notwendigkeit, sich um ihre eigene Gesundheit kümmern zu müssen, erkannt zu haben und setzen diese Erkenntnis aktiv in die Tat um.

Auch bei neuen Bewerbern zeigen die Neuerungen der Gesundheitsförderungen ihre Wirkung. 7 von 10 Bewerbern geben im Vorstellungsgespräch als Grund ihrer Bewerbung unter anderem das betriebliche Gesundheitsmanagement an.

Name des Krankenhauses
AnschriftEvangelisches Krankenhaus Mettmann GmbH
Gartenstr. 4-8
40822 Mettmann
KlinikleitungGeschäftsführer
Dipl.-Oec. Bernd Huckelsl

Ärztlicher Direktor
PD Dr. med. Christian Berg, Chefarzt Innere Medizin/ Angiologie, Diabetologie/ Endokrinologie

Pflegedirektorin
Dorothea Sandhäger
Websitewww.evk-mettmann.de
www.evk-mettmann.de/leistungen/gesundheitsfoerderung-therapie/institut-fuer-gesundheitsfoerderung.html
AnsprechpartnerIn der MaßnahmeUrsula Johanna Klugstedt
Leiterin Institut für Gesundheitsförderung/Elternschule
E-Mail: ifg(at)evk-mettmann.de
Telefon: 02104 773-331
Struktur- und Leistungsdaten – Kennzahlen
Zahl der vollstationären Planbetten245
Anzahl der ärztlichen MitarbeiterInnen59
Anzahl der KrankenpflegerInnen131
Anzahl der KinderkrankenpflegerInnen6
Anzahl der AltenpflegerInnen2
Anzahl der PflegeassistentInnen1
Anzahl der KrankenpflegerhelferInnen4
Projektmotivation / -vorbereitung

Ausgangslage

  • Seit 1999 besteht am EvK Mettmann ein hauseigenes Institut für Gesundheitsförderung (IfG)
    • Ziel war: Optimierung der Gesundheitsförderung bei Patienten / in der Bevölkerung
    • Angebot: ganzheitliches Informations-, Beratungs- und Aktivangebot in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung, Entspannung und Geburtsvorbereitung.
  • Nach erfolgreicher Implementation wurde der Fokus auf die Gesundheitsförderung der eigenen Mitarbeiter gelenkt
  • 2009 und 2013 Gesundheitspreis der Berufsgenossenschaften (BGW) gewonnen
  • 2013 hat das EvK Mettmann das „Jahr der Pflege“ ausgerufen
    • Zahlreiche Aktivitäten und Maßnahmen wurden ergriffen, um das Pflegepersonal kurzzeitig und langfristig zu entlasten, zu belohnen und für den arbeitsintensiven Alltag zu stärken

 Planungen im Vorfeld

  • Strategische Entscheidung der Geschäftsführung, ein Institut für Gesundheitsförderung in einem Haus mit 237 Betten einzurichten
  • Regelmäßige Arbeit des Instituts und Erzeugung einer Haltung und Akzeptanz bei den Mitarbeitern, die Gesundheitsförderung für Mitarbeiter erst möglich machte

Am Projekt beteiligte Berufsgruppen/Personen

  • Projektgruppe: Personalleitung, Pflegedirektion, Assistenz der Geschäftsführung, Leitung des Instituts für Gesundheitsförderung, Leitung der Krankenpflegeschule, Qualitätsmanagement, Mitarbeitervertretung

Externe Projektförderung und Kooperationen

  • Preisgeld des Gesundheitspreis der Berufsgenossenschaften (2009, 2013)
Projektumsetzung

Ziele

  • Schaffung eines attraktiven Arbeitgebers für die Pflege
  • Pflegepersonal kurzzeitig und langfristig zu entlasten und für den arbeitsintensiven Alltag zu stärken
  • Einrichtung eines Belohnungssystems
Projektdauer
  • Seit 2013
Eingeführte Maßnahmen
  • Befragung bei Pflegemitarbeitern, wie betriebliches Gesundheitsmanagement aussehen sollte
    • Ergebnis: Mitarbeiter wünschten sich Massagen (Teilnahmequote 70%)
    • BGW-Preisgeld 2013 wurde verwendet, um Shiatsu-Masseurin zu engagieren, welche Pflegende jeweils für 10 min während der Arbeitszeit massiert.
    • Maßnahme seitdem in Regelversorgung übernommen
  • Externer Coach wurde engagiert
    • Pflegekräfte wurden teamweise besucht und befragt. Belastungen und Ressourcen wurden stationsweise ermittelt.
    • Ergebnis: Es wurden Gespräche mit der Geschäftsführung und dem Ärztlichen Dienst geführt und organisatorische Maßnahmen in der Pflege getroffen, z.B.
      • Veränderungen bei der Nachtdienstgestaltung wurden vorgenommen (Einsatz/Tausch auf andere/n Stationen)
      • Probleme bei der Schnittstelle mit dem ÄD insbesondere beim Entlassmanagement und der Bettenbelegung führten ebenfalls zu einer Befragung des ÄD durch den externen Coach. Maßnahmen hierzu werden derzeit noch definiert.
      • Pflege hatte kein positives Selbstbild. Vorgeschlagene Lösung, dass Coach als Regelleistung bei Stationspflege abrufbar sein sollte, konnte bis jetzt noch nicht verwirklicht werden
  • Mitarbeiter erhalten auf die ca. 170 Kursangebote pro Halbjahr des Instituts für Gesundheitsförderung 50 Prozent Rabatt
  • Mitarbeiter haben zusätzlich die Möglichkeit, im hauseigenen Therapiezentrum Mettmann (Geräte für Ausdauer- und Krafttraining) zu trainieren mit professioneller Betreuung an sieben Tagen in der Woche (Rabatt auf Zehnerkarten und Mitgliedschaft von 30 Prozent)
  • Warmwasser-Massagebett steht den Mitarbeitern in Pausen für 15-minütige Massageeinheiten zur Verfügung (angeschafft vom Preisgeld für den BGW Gesundheitspreis 2009)
  • Es gibt ein internes Bonussystem für Mitarbeiter, die an Sportkursen, Fortbildungen zum Thema Gesundheit und Vorsorgeuntersuchungen beim Haus-/Facharzt oder Zahnarzt teilnehmen: Mitarbeiter erhalten Bonuspunkte, die im Institut für Gesundheitsförderung eingelöst werden können oder Wertgutscheine von bis max. 44 EUR (zweimal pro Jahr).
  • Es existiert ein betriebliches Vorschlagswesen: Beteiligung der Mitarbeiter anteilsmäßig wenn möglich sonst über Anerkennungsgebühr
  • Weitere Maßnahmen sind geplant: Auftaktveranstaltung zu Deeskalationstraining in der Pflege (November 2016), rückenfreundliches Pflegen
Projektbeurteilung

Auswirkungen der Neuerungen auf die Berufsgruppen und das Klinikum

  • von 10 Bewerbern in der Pflege geben im Bewerbungsgespräch als Grund ihrer Bewerbung auch das betriebliche Gesundheitsmanagement an

Evaluationsergebnisse

  • Teilnahme von Mitarbeitern am Bonusprogramm und Fördermaßnahmen von 17 Anmeldungen (im Jahr 2012) auf 187 Anmeldungen (in 2014) gestiegen
Rückblickend besonders erfolgreich/gelungen
  • Bewusstsein und Interesse der Mitarbeiter an der eigenen Gesundheit geweckt
  • Mitarbeiter haben erkannt, dass sie sich um ihre Gesundheit kümmern müssen und setzen die Erkenntnis aktiv in die Tat um