FRESH – Freiburger Programm zur Erwerbsfähigkeitssicherung in der Pflege

Ein gemeinsames Präventionsprogramm des Freiburger Universitätsklinikums und der Deutschen Rentenversicherung Bund für Pflegende.

Datum:

24.03.2011, Aktualisierung 31.12.2014

Ort:

Universitätsklinikum Freiburg

Interviewpartner:

Jorun Thoma, Projektkoordinatorin FRESH

Themenkategorie:

„Lebensphasengerechtes Arbeiten in der Pflege“

Maßnahme:

FRESH – Freiburger Programm zur Erwerbsfähigkeitssicherung in der Pflege. Gemeinsames Präventionsprogramm des Freiburger Universitätsklinikums und der Deutschen Rentenversicherung Bund

Projektanlass
Seit ungefähr vier Jahren Jahren besteht ein umfassendes Bewegungsprogramm im Universitätsklinikum Freiburg. Bei diesem Programm wird pro Station aus den Reihen der Pflegenden ein Bewegungstrainer geschult, der in enger Zusammenarbeit mit jeweiligen Physiotherapeuten Bewegungsabläufe der Patienten analysiert und entsprechende physiologische Unterstützung der Pflegenden mit allen Mitarbeitern der Station einübt. Zusätzlich haben alle Beschäftigten des Universitätsklinikums Freiburg die Möglichkeit, sich in berufsbezogenen Fragen Unterstützung in Form von Supervision, Coaching und arbeits- und organisationspsychologischer Beratung zu holen. Der Supervisionsdienst wirkt darüber hinaus auch in der Konzeption und Gestaltung guter Arbeits- und Rahmenbedingungen mit. Durch Rückmeldungen dieses Supervisionsdienstes wurde festgestellt, dass es zusätzlich zu dem Bewegungsprogramm, welches auf die körperlichen Belastungen der Pflegenden reagiert, einen Bedarf an Unterstützung gibt, der auf die psychischen Belastungen der Pflegenden eingeht.

Projektumsetzung
Nachdem es zu einem Kontakt zwischen dem Freiburger Universitätsklinikum und der Deutschen Rentenversicherung Bund gekommen ist, wurde schnell deutlich, dass das Anliegen des Klinikums gut mit dem Rahmenkonzept zur Prävention der Deutschen Rentenversicherung Bund zusammenpasst. Innerhalb dieses Rahmenkonzepts mit dem Titel "Beschäftigungsfähigkeit teilhabeorientiert sichern - Betsi" bietet die Deutsche Rentenversicherung Bund Arbeitnehmer einen teilstationären Aufenthalt in einer Verbundklinik an, um frühzeitig und vorbeugend auf eine drohende Beeinträchtigung der Aktivitäten und Teilhabe im Zusammenhang mit der Erwerbsfähigkeit eingehen zu können.
In einer Arbeitsgruppe wurden nun bereits bestehende Präventionsangebote des Klinikums mit dem spezifischen Präventionsprogramm der Deutschen Rentenversicherung zusammengeführt und ein passgenaues Präventionsangebot für die Pflegenden entwickelt.  Als Kooperationspartner konnte das Rehazentrum Bad Dürrheim, Klinik Hüttenbühl, eine Klinik der Deutschen Rentenversicherung Bund gewonnen werden. Zum konkreten Präventionskonzept „Gesundheitsförderung und Selbstregulation durch individuelle Zielanalyse - GUSI“ der Deutschen Rentenversicherung Bund, welches auf dem Rahmenprogramm „Betsi“ aufbaut, gehören spezielle arbeitsmedizinische und persönlichkeitspsychologische Tests, die vor und nach der entsprechenden Intervention durchgeführt werden.

Auf der Ebene der Intervention wurden folgende Komponenten zusammengefügt: Hinführung zu einem individuell angepassten Ausdauertraining, Körperwahrnehmungsübungen, Entspannungsverfahren, Anleitung zum richtigen Heben und Stärken der Rückenmuskulatur, Anleitung zu gesunder, genussvoller Ernährung und das Erlernen einer besseren Selbstregulation durch Erarbeitung eines für die Teilnehmer passenden persönlichen Haltungsziels auf der Grundlage eines ressourcenorientierten Selbstmanagement-Trainings mit dem Züricher Ressourcenmodell (ZRM®). Dieses persönliche Haltungsziel integriert sowohl bewusste Handlungsmotive als auch unbewusste Bedürfnisse und hilft den Teilnehmern, selbstgesetzte Ziele auf der Handlungsebene in Beruf und Alltag auch umzusetzen. Wesentlich hierfür ist die Steigerung der Selbstwirksamkeit, die neben der Ressourcenorientierung die Handlungsfähigkeit und den Handlungsspielraum der Teilnehmer im Sinne eines „Selbstmanagements“ erweitert.
Organisatorisch besteht das Programm aus verschiedenen Phasen, wobei die teilstationäre Phase in der Klinik Hüttenbühl im Zentrum steht. Die Teilnehmer sind gemeinsam in einem Hotel untergebracht und gehen zu den Anwendungen in die Klinik. Die Pflegenden werden hierfür vom Arbeitgeber freigestellt, finanziert werden die Anwendungen samt der Unterbringung im Hotel von der Deutschen Rentenversicherung Bund. Bei der anschließenden Verstetigungsphase im Universitätsklinikum werden sieben Folgetermine angeboten. Das Ziel dieser Phase ist es, das Erlernte aus der teilstationären Phase in den Alltag einzubauen und unter Anleitung weiter daran zu arbeiten. Hierbei geht es sowohl um eine Vertiefung der Selbstmanagementkompetenzen als auch darum, arbeitsplatznah und zusammen mit den anderen Gruppenmitgliedern und Kollegen in Bewegung zu bleiben.
Um an diesem Programm teilnehmen zu können, müssen sich die Pflegenden bei der extra für dieses Programm eingerichteten Koordinierungsstelle des Freiburger Universitätsklinikums schriftlich bewerben. Von einem kleinen Gremium wird überprüft, ob die Arbeitnehmer, die sich beworben haben, für das Programm in Frage kommen. Die Pflegenden müssen bei der Deutschen Rentenversicherung Bund versichert sein, und es kann nur ein Pflegender einer Station pro Gruppe teilnehmen. Pflegende aller Hierarchiestufen können gleichermaßen teilnehmen. Bei einer körperlichen Untersuchung und einem Gespräch durch den Betriebsarzt wird die Leistungsfähigkeit und eine Präventionsfähigkeit überprüft, da eine gewisse körperliche Fitness Voraussetzung für das Programm ist. Da es sich um ein Präventionsprogramm handelt, dürfen noch keine massiven gesundheitlichen Beschwerden vorliegen. Bei einem Vorbereitungstermin in der Klinik Hüttenbühl werden zusätzlich die arbeitsmedizinischen und persönlichkeitspsychologischen Tests durchgeführt. Pro Durchlauf können 12 bis 15 Pflegende teilnehmen.

Projektbeurteilung
Die Kooperation wird insgesamt als sehr gelungen betrachtet.
Das Zusammenführen der verschiedenen Vorstellungen der Kooperationspartner war nicht immer einfach, aber gelang letztendlich.
Dass die Teilnehmenden gemeinsam in einem Hotel untergebracht sind, stellte sich als sehr positiv heraus, dadurch ergab sich die Möglichkeit, dass sich die Teilnehmenden besser kennen lernen konnten.
Das Programm wurde verschiedentlich beworben und für die erste Gruppe, die von Januar bis Mai 2011 stattfand, haben sich ausreichend Pflegende angemeldet.
Eine wissenschaftliche Evaluation wird momentan vorbereitet.

Name des Krankenhauses
AnschriftUniversitätsklinikum Freiburg
Hugstetter Str. 55
79106 Freiburg
Klinikleitung
Leitender Ärztlicher Direktor
Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Rüdiger Siewert

Pflegedirektorin
Jorun Thoma

Komm. Kaufmännische Direktorin
Anja Simon
Webseiteuniklinik-freiburg.de
Ansprechpartner der MaßnahmeJorun Thoma
Tel.: (0761) 270-84970
mailto:jorun.thoma@uniklinik-freiburg.de
Struktur- und Leistungsdaten – Kennzahlen 2010
Zahl der vollstationären Planbetten1.600
Anzahl der ärztlichen MitarbeiterInnen1.200
Anzahl der Gesundheits- und KrankenpflegerInnen Gesamt2.300
Projektmotivation/-vorbereitung

Ausgangslage

  • erhöhte physische und psychosoziale Belastungen Pflegender
  • bestehendes präventives Bewegungskonzept für Pflegende des Universitätsklinikums Freiburg reagiert auf die erhöhte physische Belastung Pflegender
  • bestehendes Supervisionsprogramm für Pflegende gibt Hinweise auf psychische Belastung
  • die Deutsche Rentenversicherung Bund hat in Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung Westfalen und der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg  ein Rahmenprogramm zu Prävention entwickelt mit dem Titel: Beschäftigungsfähigkeit teilhabeorientiert sichern - "Betsi®"
  • Auf der Grundlage dieses Rahmenprogramms wurde im Rehabilitationszentrum Bad Salzuflen der Deutschen Rentenversicherung Bund ein Präventionskonzept entwickelt und erprobt: Gesundheitsförderung und Selbstregulation durch individuelle Zielanalyse - GUSI ® 

Planungen im Vorfeld

  • Kooperation mit der Deutschen Rentenversicherung Bund
  • Mit dem Rehazentrum Bad Dürrheim, Klinik Hüttenbühl, einer Klinik der Deutschen Rentenversicherung Bund wurde ein Kooperationspartner gefunden
  • Mit dem leitendem Arzt der Klinik Hüttenbühl wurde das Präventionskonzept GUSI ® auf Grundlage der vorhandenen Präventionsangebote des Universitätsklinikums Freiburg speziell auf die Berufsgruppe der Pflegenden zugeschnitten.
  • Koordination mit der physiotherapeutischen Abteilung im Haus bezüglich der Bewegungsangebote
  • Informationsveranstaltungen, Veröffentlichungen im Intranet, Informationsflyer um das Programm im Haus bekannt zu machen
  • Einrichten einer Koordinierungsstelle
  • Einrichten einer Telefonhotline, bei der sich die Pflegenden informieren können

An der Planung beteiligte Berufsgruppen/Personen

  • Projektgruppe des Klinikums
  • Chefarzt der Klinik Hüttenbühl, Dr. Leyhausen
  • Vertreter der Deutschen Rentenversicherung Bund

Externe Projektförderung

  • Die Deutsche Rentenversicherung Bund finanziert die stationäre Phase in der Klinik Hüttenbühl und die Unterbringung im Hotel
Projektumsetzung

Ziele

  • Vermittlung eines Bewusstseins, dass die Pflegenden selbst für ihre Gesundheit und ihre Lebensqualität verantwortlich sind
  • Hilfe zur Selbsthilfe
  • Entwicklung der Selbstmanagementkompetenzen 

Zielgruppe 

  • Pflegende, bei denen eine drohende Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit besteht, die aber noch keinen Rehabilitationsbedarf haben.
  • Pflegende, die bei der Deutschen Rentenversicherung Bund versichert sind.

Elementare Konzeptbestandteile

Interventionsziele aus dem Rahmenprogramm der Deutschen Rentenversicherung Bund:

  • Lebensstiländerung
  • Aktivitätsförderung
  • besserer Umgang mit körperlicher und psychischer Anspannung
  • Problembewältigung im Arbeitsalltag
  • Förderung gesundheitsgerechter Verhaltensweisen
  •  bessere Körperwahrnehmung
  • Schmerzprophylaxe

Verfahren

Pflegende müssen sich schriftlich bei der Koordinierungsstelle bewerben. Es erfolgt eine Vorauswahl durch ein kleines Gremium (VertreterIn des Personalrats, Supervisionsdienst, eine MitarbeiterIn). Es können 12 bis 15 Pflegende pro Durchlauf teilnehmen.

Bei einem Besuch beim betriebsärztlichen Dienst und in der Klinik Hüttenbühl wird festgestellt, ob eine Präventionsmaßnahme für die Pflegenden möglich ist.
Pflegende müssen die Maßnahme bei der Deutschen Rentenversicherung Bund beantragen.

  1. Initialphase: ein Gruppentreffen im Klinikum
  2. Stationäre Phase: 5 Tage Aufenthalt im Reha-Zentrum Bad Dürrheim, Klinik Hüttenbühl; Unterbringung in einem Hotel; Pflegende werden für die Zeit der stationären Phase vom Arbeitgeber freigestellt
  3. Verstetigungsphase: 7 Folgetreffen; Entspannung und Bewegung im Universitätseigenem Fitnesscenter; Vertiefung Selbstmanagement; Abschlussnachmittag
  4. Auffrischungssamstag nach 5 Monaten in der Klinik Hüttenbühl

Modell-Beispiele

  • Betsi, hier aber auf die spezielle Berufsgruppe der Pflegenden an einem Arbeitgeber abgewandelt

anfängliche Akzeptanz

  • Für die erste Gruppe haben sich ausreichend viele Pflegende beworben 

Projektverlauf 

Nach ungefähr 2 Jahren Vorbereitungszeit konnte im Januar 2011 die erste Gruppe starten. Für 2011 sind zwei Gruppen geplant. Ab 2012 sollen drei Gruppen im Jahr am Programm teilnehmen können.

Projektdauer

  • Konzeptentwicklung: 2008 bis 2010
  • Durchführung ab 2011

Projektgruppe

  • Projektleitung: Beate Buchstor
  • Mitglieder der Projektgruppe: Supervisionsdienst, Arbeitsmedizin, Personalrat, zwei Pflegedienstleitungen
Projektbeurteilung

Ausgangsanalyse 

  • Die Bedürfnisse der Pflegenden wurden in Fokusgruppeninterviews festgestellt und in das Konzept eingearbeitet.

Evaluation der Maßnahme

  • Bisher keine Evaluation durchgeführt.

Evaluationsergebnisse 

  • noch nicht vorhanden

Zielerreichungsgrad 

  • Die Rückmeldungen derer, die an der ersten Gruppe teilgenommen haben, sind positiv.

Übernahme der Maßnahmen in die Regelversorgung

  • Die Maßnahme wird seit 2011 durchgeführt.

rückblickend erfolglos/nicht gelungen

  • Die Abstimmung des bestehenden Programms der Deutschen Rentenversicherung Bund auf die spezifischen Belange der Pflegenden bedurfte vieler Diskussionen in der Arbeitsgruppe.

Eingeführte Maßnahme

größte Auswirkung

  • noch keine Angaben möglich

größte Veränderung

  • noch keine Angaben möglich