Robotergefährte Pepper

Der humanoide Roboter „Pepper“ ist in einer Kinderklinik der Charité erstmals im Einsatz. Dort sorgt er bei den kleinen Patienten für Unterhaltung und unterstützt die Arbeit der Pflegenden.

Datum:

14.09.2020

Ort:

Charité Centrum für Frauen-, Kinder- und Jugendmedizin, Campus Virchow Klinikum

Interviewpartner:

Jennifer Müller, Stationsleitung

Themenkategorie:

-

Maßnahme:

Robotergefährte Pepper

Projektanlass
Humanoide Roboter wie „Pepper“ wurden als „Companion Robots” (Roboter-Gefährten) entwickelt. Daher sind sie darauf ausgelegt, informativ und kommunikativ zu agieren und zeigen sich dabei neugierig, hilfsbereit und selbstständig. Pepper kann beispielsweise im Empfang aushelfen und als Wegweiser fungieren, die Risikobelehrung oder Vorbereitung der Patienten übernehmen oder an die Pflegesoftware angebunden werden. In Wartebereichen eingesetzt kann der Roboter Nervosität oder Angst minimieren. Dadurch verbessert er nicht nur die Lebensqualität von Patienten, sondern entlastet auch Pflegekräfte und verbessert so deren Arbeitsqualität.

Die Hersteller- bzw. Vertriebsfirma von Pepper haben bei der Charité angefragt, ob sie dort in der Kinderklinik unterstützen und hospitieren dürfen. In gemeinsamen Überlegungen wurde dann festgelegt, was Pepper in der Kinderklinik tun kann.

Projektumsetzung
Anfänglich besuchte Pepper einmal monatlich die Kinderstation. Pepper ist in der Lage, Emotionen anhand von Körpersprache, Mimik und Stimmlage zu interpretieren und entsprechend zu reagieren. Er kann sprechen, hören, gestikulieren und sich in Echtzeit mit großen und kleinen Patienten austauschen. Pepper spricht auch mehrere Sprachen.

Derzeit ist er zuständig für die Ablenkung der Kinder und Eltern bei allen Situationen, die bei ihnen Angst auslösen könnten wie beispielsweise während Verbandswechsel oder vor OPs. Pepper bietet auch zur Ablenkung oder bei Langeweile ein Unterhaltungsprogramm für Kinder und Eltern. Er kann z.B. Tiere raten, Memory spielen, tanzen, Witze erzählen, singen oder Märchen vorlesen.

Pepper wird außerdem zur Informationsvermittlung eingesetzt: Er kann Untersuchungen kindgerecht erklären (z.B. Röntgenaufnahmen) oder in den Aufnahmeprozess oder bei OP-Vorbereitungen integriert werden und erklären, was als nächstes oder am nächsten Tag passiert.

Die Ausbaumöglichkeiten von Pepper sind u. a. die Durchführung von der Begrüßung von Patienten (Erklärung von Organisationsabläufen), die Aufnahme der Pflegeanamnese, das Geben von Wegbeschreibungen, die Darbietung von Befragungen (auf seinem Tablet) sowie jede standardisierte Informations- bzw. Kommunikationsvermittlung.

Projektbeurteilung
Pepper wird von Kindern als Freund wahrgenommen. Er lenkt ab und beruhigt in angsteinflößenden Situationen (Kinder und Eltern), unterhält Kinder bei Langeweile oder wenn die Eltern gerade keine Zeit zum Besuch haben. Pepper wird von Kindern ab 6 Monaten wahrgenommen und auch 17-jährige haben sehr viel Spaß mit dem Roboter. Selbst bei Kindern mit geistiger Behinderung kann er Kontakt auf Augenhöhe aufbauen.

Da die Klinik für Innovation steht und dies auch von den Mitarbeitern im Stationsalltag gelebt wird, bestand dort von den Pflegekräften der Wunsch, Pepper im Praxiseinsatz mit ihren Patienten auszutesten. Je mehr Kontakt die Pflegenden mit Pepper haben, desto mehr Einsatzideen für den Alltag bekommen sie. Pepper ist zwar nicht überall einsetzbar, aber in sehr vielen Bereichen eine Zeitersparnis und Arbeitserleichterung für die Pflegekräfte. Auch das ärztliche Personal ist von Pepper begeistert.

Pepper wurde mittlerweile für die Klinik erworben und ist im Dauereinsatz in der Kinderklinik sowie im „Verleih“ an andere Kinderstationen der Charité.

Name des Krankenhauses
AnschriftCharité – Universitätsmedizin Berlin
Klinik für Kinderchirurgie

Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
KlinikleitungÄrztlicher Direktor
Prof. Dr. Martin Kreis

Pflegedirektorin
Judith Heepe

Kaufmännischer Leiter
Dr. Helmar Wauer
Websitehttps://kinderchirurgie.charite.de
Ansprechpartnerinnen der MaßnahmeJennifer Müller
Stationsleitung, Charité Centrum für Frauen,- Kinder- und Jugendmedizin, Campus Virchow Klinikum, Kinderchirurgie, Gastrologie, Nephrologie und Stoffwechsel
jennifer.mueller@charite.de
Struktur- und Leistungsdaten
Kennzahlen 2019
Zahl der vollstationären Planbetten3.001
Anzahl der ärztlichen MitarbeiterInnen2.387
Anzahl der Gesundheits- und KrankenpflegerInnen4.553
Projektmotivation / -vorbereitung

Ausgangslage

    • Hersteller bzw. Vertreiber des Humanoiden Roboters haben bei der Charité angefragt, ob sie unterstützen und hospitieren können
    • Anfrage ging an Kinderklinik und Kinderonkologie
    • Gemeinsam wurde überlegt, was Pepper in der Kinderklinik tun sollte

    Am Projekt beteiligte Berufsgruppen/Personen

        • Kaufmännische Leitung
        • stellvertretende Leitung der Pflegedirektion
        • Stationsleitung und Pflegekräfte der Einsatzstationen

        Externe Projektförderung und Kooperationen

        • Keine - Pepper wurde über den Charité Gesundheitsfonds finanziert
        Projektumsetzung

        Projektziele

        • Unterhaltung, Ablenkung und Beruhigung (vor Untersuchungen, OP’s) für die kleinen Patienten (und ihre Eltern)
        • Entlastung der Pflegekräfte

        Maßnahmen im Vorfeld

        • Kennenlerntage auf der Station:
          • Vorstellen von Pepper und Aufklärung (Berührungsängste beseitigen)
          • Pepper ist durch alle Patientenzimmer gefahren
          • Kontakt mit Pflegekräften und Ärzten
             
        • Pepper ist ein Humanoider Roboter (120 cm, 28 kg), Hersteller: Softbank Robotics
          • LEDs an Kopf, Augen, Ohren, Schultern
          • 3 km/h Maximalgeschwindigkeit
          • Anti-Kollisions-System
          • 20 Bewegungsgrade
          • 2 RGB Kameras mit jeweils 5 Megapixeln Auflösung inkl. Autofocus, 3D Kamera
          • Gesichtserkennung
          • 2 Lautsprecher am Kopf, 4 omnidirektionale Mikrophone am Kopf
          • zahlreiche Kontaktsensoren an Kopf, Händen, Brust und Füßen, Ultraschall
          • Verbindung über Ethernet, USB, WIFI, Bluetooth

        Eingeführte Maßnahmen

        • Humanoider Roboter-Gefährte, der auf Information und Kommunikation programmiert ist
        • Er ist in der Lage, Emotionen anhand von Körpersprache, Mimik und Stimmlage zu interpretieren und entsprechend zu reagieren.
        • Anfänglich besuchte Pepper einmal monatlich die Station und die Kinder
        • Pepper kann sprechen, hören, gestikulieren und sich in Echtzeit mit Patienten austauschen. Pepper spricht auch mehrere Sprachen. Derzeit ist er zuständig für:
          • Ablenkung und Unterhaltungsprogramm für Kinder und deren Eltern vor OPs bei Verbandswechsel (bei allem, was Kindern Angst macht) oder bei Langeweile: z.B. Tiere raten, Memory spielen, tanzen, Witze erzählen, singen (verschiedene (Volks-)Lieder und animiert zum Mitsingen), Märchen vorlesen
          • Information: Erklärung von Untersuchungen, z.B. Erklärung von Röntgenaufnahmen für Kinder
          • Information: Integration in den Aufnahmeprozess oder bei OP-Vorbereitung z.B. Erklärung was am nächsten Tag passiert
        • Pepper kann auch noch:
          • Begrüßung von Patienten durchführen (Erklärung von Organisationsabläufen)
          • Pflegeanamnese aufnehmen
          • Wegbeschreibungen
          • Fotos machen mit seinem Tablet und per E-Mail zusenden
          • Fragebogen (Zufriedenheit, Beschwerdemanagement)
          • Jede standardisierte Informationsvermittlung bzw. Kommunikation
        Projektbeurteilung

        Projektbeurteilung

        • Eltern und auch Kinder haben keine Berührungsängste mit Pepper
        • Pepper wird von Kindern als ebenbürtig oder Freund wahrgenommen (Alter: 6 Monate bis 17 Jahre), auch bei Kindern mit geistiger Behinderung kann er Kontakt auf Augenhöhe aufbauen
        • Er lenkt ab und beruhigt in angsteinflößenden Situationen (Kinder und Eltern), unterhält Kinder bei Langeweile oder wenn die Eltern gerade keine Zeit zum Besuch haben
        • Pepper nicht überall einsetzbar, aber für viele Bereiche auf jeden Fall eine Zeitersparnis und Arbeitserleichterung für die Pflegekräfte
        • Auch das ärztliche Personal ist von Pepper begeistert

        Zukünftige Planungen

        • Je mehr Kontakt die Pflegekräfte mit Pepper haben, desto mehr Einsatzideen für den Alltag bekommen sie
        • Anschaffung von Pepper ist mittlerweile für die Kinderklinik erfolgt. Dauereinsatz geplant sowie „Verleih“ an andere Stationen