Selbstbestimmte Arbeitszeiten

Das Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift hat einen Springer-Pool für Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigte gegründet, in dem die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit selbst bestimmen. Auf diese Weise wurde neues Pflegepersonal gewonnen und Stationen verstärkt, bei denen eine vakante Stelle nicht besetzt werden konnte oder ein Mitarbeiter länger krank war.

Datum:

14.11.2017

Ort:

Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift

Interviewpartner:

Angela Ahrens, Stellvertretende Pflegedirektorin

Themenkategorie:

„Neue Arbeitsteilung und Prozessgestaltung“

Maßnahme:

Selbstbestimmte Arbeitszeiten

Projektanlass
Das Krankenhaus Reinbek hatte vermehrt Probleme, vakante Stellen im Pflegedienst zu besetzten oder Krankheitsvertretungen zu finden. In Vorstellungsgesprächen berichteten Pflegekräfte häufig von Schwierigkeiten, Kinder oder pflegebedürftige Angehörige mit einem Dienstplan mit wechselnden Schichten zu vereinbaren. Es wurde nach einer neuen Möglichkeit gesucht, Pflegekräfte anzusprechen, die sich bisher nicht im Krankenhaus Reinbek beworben haben. Ein Hauptaugenmerk wurde auf derzeit nicht berufstätige examinierte Pflegekräfte gelegt, die gerne wieder in den Beruf zurückkehren wollten. Häufig scheitert das aber wegen der Nichtvereinbarkeit der angebotenen üblichen Arbeitszeiten mit ihren persönlichen Lebensumständen.

Projektumsetzung
Das Projekt startete im Mai 2016 zunächst als Modellprojekt, da man am Anfang die Resonanz im Krankenhaus und bei den Pflegekräften nicht einschätzen konnte.

Es wurde ein Springer-Pool gegründet, für den neue Mitarbeiter akquiriert wurden, welche sich mit einem für ihre persönliche Lebenssituation passenden Arbeitszeitkontingent beworben haben (z.B. werktags von 8 bis 13 Uhr oder freitags für eine ganze Schicht). Diese Arbeitszeiten werden den Mitarbeitern zugesichert – jedoch keine feste Station. Die Mitarbeiter erhalten einen Monatsdienstplan mit ihren Einsatzorten, der einen Monat im Voraus geplant wird.

Der Springer-Pool besteht aus acht 3-jährig examinierten Pflegekräften mit unterschiedlichen Teilzeitkontingenten (400-Euro-Kraft bis 30 Stunden / Woche). Diese MitarbeiterInnen waren z.T. längere Zeit nicht mehr in der Pflege tätig, so dass sie zu Beginn vier Wochen auf einer Station eingearbeitet wurden, auf der kein Personalmangel bestand. Da 3-jährig examinierte Pflegekräfte im Springerpool sind, musste keine grundlegende Einarbeitung erfolgen, da das vorhandene Fachwissen ggf. nur aktualisiert werden musste. Die MitabeiterInnen waren vorher nicht im Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift tätigt, so dass eine Einarbeitung in die Gegebenheiten des Krankenhauses erfolgte, wie z.B. Einweisung in das elektronische Pflegedokumentationssystem oder in die vorgehaltenen Geräte. Sie wurden zudem am Anfang fachlich nur innerhalb ihrer beruflichen Qualifikation und Erfahrung eingesetzt. Durch den monatlichen Wechsel der Station wird die Fachlichkeit vertieft, da neue Stationen kennengelernt werden.

Die neuen Pool-Mitarbeiter erhielten zunächst einen Jahresvertrag. Nachdem sich das Modellprojekt bewährt hat, wurden die Verträge entfristet, so dass alle Pool-Mitarbeiter heute unbefristete Verträge haben. Die Eingruppierung und Entlohnung erfolgt auf der Basis des im Krankenhaus Reinbek geltenden Tarifvertrages. Die Finanzierung der Pool-Mitarbeiter erfolgt über die Mittel, die für nicht besetze Stellen verfügbar sind. Ein Wechsel vom Springer-Pool zu einer Anstellung auf Station ist möglich und auch schon mehrfach umgesetzt.

Projektbeurteilung
Die Akzeptanz der Pool-Mitarbeiter bei den übrigen Pflegekräften ist sehr hoch, die „Springer“ werden immer als Hilfe empfunden. Anfängliche Bedenken, dass die Mitarbeiter mit den selbstbestimmten Arbeitszeiten „Begehrlichkeiten“ bei ihren Kollegen im Schicht-Betrieb wecken, wurden nicht bestätigt. Obwohl es schwierig ist, für „reguläre“ Stellen im Pflegedienst Bewerber zu finden, erreichen das Klinikum sehr viele Bewerbungen auf Ausschreibungen für Pool-Stellen, sogar Initiativbewerbungen. Das Modell wird von neuen und bestehenden Mitarbeitern als Win-Win-Situation empfunden. Das Einarbeitungskonzept für die neuen Mitarbeiter wurde derart angepasst, dass von der Pflegedienstleitung klare Vorgaben vorliegen, wie die Einarbeitung zu erfolgen hat. Dazu wurden Zuständigkeiten definiert und festgelegt. Einmal im Monat wird in einer Teamsitzung des Springer-Pools mit der Pflegedienstleitung u.a. darüber diskutiert, was gut oder was schlecht gelaufen ist.

Name des Krankenhauses
AnschriftKrankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift
Hamburger Str. 41
21465 Reinbek
KlinikleitungGeschäftsführung
Björn Pestinger

Ärztlicher Direktor
Prof. Dr. Stefan Jäckle

Pflegedirektor
Thomas Meyer
Websitehttps://www.krankenhaus-reinbek.de/
Ansprechpartner der MaßnahmeAngela Ahrens, Stellvertretende Pflegedirektorin, Personalmanagement
Telefon: +49 (0) 40 7280 - 5190
E-Mail: angela.ahrens@krankenhaus-reinbek.de
Struktur- und Leistungsdaten
Anzahl der Betten im gesamten Krankenhaus
Anzahl Betten
351
Ärztinnen/Ärzte insgesamt (außer Belegärzte)98 Vollkräfte
Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen241 Vollkräfte
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-innen4 Vollkräfte
Altenpfleger/-innen5 Vollkräfte
Projektmotivation/-vorbereitung

Ausgangslage

  • Es gab zunehmend Probleme, vakante Stellen im Pflegedienst zu besetzen.
  • Von den Bewerbern wurde von der Schwierigkeit berichtet, einen Dienstplan mit wechselnde Schichten mit der Versorgung von Kindern oder pflegebedürftigen Kindern zu vereinbaren.
Projektumsetzung

Anfangsziele

  • Schnellere Nachbesetzung von vakanten Stellen im Pflegebereich
  • Entlastung des Pflegedienstes durch Nachbesetzung von offenen Stellen
  • Familienfreundliche Arbeitsplätze in der Pflege
Projektbeurteilung

Auswirkungen der Neuerungen auf die Berufsgruppen und das Klinikum

  • Durch den Springer-Pool konnten Vakanzen im Pflegedienst des Krankenhauses beseitigt werden.
  • Das Krankenhaus erhält sehr viele Bewerbungen auf Ausschreibungen für Pool-Stellen.
  • Die Akzeptanz der Mitarbeiter/-innen des Springer-Pools bei den Pflegekräften auf Station ist sehr hoch. Die „Springer“ werden als Hilfe und Entlastung empfunden.
  • Die Mitarbeiter/-innen des Springer-Pools können aufgrund der vereinbarten Wunscharbeitszeit ihre privaten und beruflichen Belange vereinbaren.
  • Anfängliche Bedenken, dass die Mitarbeiter/-innen mit den selbstbestimmten Arbeitszeiten „Begehrlichkeiten“ bei ihren Kollegen im Schicht-Betrieb wecken, wurden nicht bestätigt.
Maßnahmen

Maßnahmen zur Evaluation / Evaluationsergebnisse

  • Einmal im Monat wird in einer Teamsitzung des Springer-Pools mit der Pflegedienstleitung u.a. darüber diskutiert, was gut oder was schlecht gelaufen ist.
  • Aus Gesprächen mit den Pflegekräften auf Station ist bekannt, dass das Modell als Win-Win-Situation für alle Beteiligen empfunden wird.